Erneuerbare Energie:Streit um Windpark

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Tote Mäuse und Transparente: Hauzenberg diskutiert heftig

Hauzenberg - Ein heftiger Sturm hat die Gemeinde Hauzenberg vor zwei Jahren in die Schlagzeilen gebracht. Viele Hektar Wald gingen damals zu Bruch, die Folgen sind bis heute nicht zu übersehen. Nun tobt wieder ein Sturm in Hauzenberg - diesmal einer der Entrüstung. Der Münchner Energie-Anlagenbauer Baywa r.e. will auf dem Ruhmannsberg einen Windpark errichten.

Kritiker formieren sich im Verein "Gegenwind am Ruhmannsberg". Sie sagen, die Anlagen würden zu nah an bewohnte Gebäude gebaut. Bürgermeisterin Gudrun Donaubauer (parteilos) will sich noch nicht festlegen, wie sie zu den Plänen steht. Jüngst eskalierte der Zoff: Die Bürgermeisterin und das Unternehmen erhielten Drohbriefe mit toten Mäusen. Kripo und Landeskriminalamt ermitteln wegen Bedrohung und Beleidigung. Donaubauer will sich von dieser "Drohkulisse" nicht beirren lassen, wie sie sagt. "Gegenwind"-Mitglieder distanzierten sich im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur von der unappetitlichen Post. Mit so einer Aktion sei niemandem geholfen, sagt etwa Thomas Resch.

Wegscheid wäre neben Sonnen und Untergriesbach vom Windpark am stärksten betroffen, da einige Häuser innerhalb der vorgeschriebenen Abstandslinie liegen würden. Die geplanten Windräder sollen 230 bis 240 Meter hoch werden. Das würde nach der 10-H-Regelung mindestens 2,3 Kilometer Abstand erforderlich machen. Das würde nicht eingehalten, berichten die Gegner. Einige Häuser würden nur 600 Meter entfernt stehen. Um auf dem Ruhmannsberg einen Windpark mit vier Windrädern bauen zu können, müsste der Stadtrat eine Ausnahmegenehmigung beschließen.

Die Bürgermeisterin betont, dass noch keine Entscheidung gefallen sei, die Baywa r.e. noch nicht einmal einen Antrag gestellt habe. Die Windpark-Gegner argumentieren, das Unternehmen habe schon die benötigten Grundstücke auf dem Ruhmannsberg von den Eigentümern gepachtet. Darin sehen sie die ersten Schritte in Richtung Windpark. Ein Firmensprecher bestätigt, dass Pachtverträge geschlossen wurden. Ein Genehmigungsantrag könnte frühestens 2021 eingereicht werden, da zuvor zahlreiche Gutachten erstellt werden müssten.

Die Windpark-Gegner bleiben skeptisch; ihr Verein habe schon mehr als 200 Mitglieder, berichten sie. Aus ihrer Sicht ist der Ruhmannsberg ein intaktes Stück Natur, das nicht zerstört werden dürfe. Es müssten nicht nur Bäume abgeholzt, sondern auch nahe einem Wasserschutzgebiet Betonfundamente gegossen werden. Hinzu kämen der Baustellenverkehr, Infraschall und das Geräusch der Rotoren - Themen die vielerorts in der Debatte um Windräder auftauchen. Es gehe ein tiefer Riss durch die Gesellschaft, sagt sie. "Freunde reden nicht mehr miteinander, auch Familien sind zerstritten." Und Resch sagt: "Wir sagen Ja zur Windkraft - aber dort, wo es sinnvoll ist." Das sei am Ruhmannsberg eben nicht der Fall.

Donaubauer will die Gemüter beruhigen: Es sei noch keine Entscheidung gefallen. "Ich habe keine Zusage gemacht, das steht mir auch nicht zu." Vielmehr müsse sich der Stadtrat damit befassen. Dafür müssen sämtliche Argumente gehört werden. "Ich sehe die Bedenken der Anlieger." Es könne aber nicht sein, dass gar nicht debattiert werde, nur weil sich jemand daran störe. Hauzenberg produziere lediglich 35 Prozent seiner verbrauchten Energie, im Landkreis Passau seien es 60 Prozent. Ihr Haus würde auch nahe am Windpark stehen, sagt sie. "Ich hätte keine Angst vor Windrädern.

© SZ vom 17.08.2019 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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