Gesundheit:Weniger Wurst, mehr Wasser, bio und regional

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Söder isst: Auf seinem Instagram-Account zeigt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder immer gerne, womit er seinen Hunger stillt. (Foto: Instagram)

Der Ministerpräsident verzehrt gerne Weißwürste, Wienerle oder auch Nürnberger Rostbratwürste, wie er auf Social Media bildreich verbreitet. Die Ergebnisse der Bayerischen Ernährungsstudie aber zeigen: Die Bayern essen immer weniger davon.

Von Nina von Hardenberg

Weißwürste, Wienerle oder Nürnberger Rostbratwürste: Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mag die Wurst in jeder Darreichungsform. Auf Social Media lässt er sich gerne mit diesem bayerischen Kulturgut ablichten. Die Bayern insgesamt allerdings machen immer öfter einen Bogen um die Wursttheke. Das geht aus der Bayerischen Ernährungsstudie hervor, die am Montag im Landwirtschaftsministerium vorgestellt wurde. Bürgerinnen und Bürger in Bayern essen demnach 30 Prozent weniger Fleisch als vor 20 Jahren. Besonders deutlich ist der Rückgang bei der Wurst. Frauen essen 36 Prozent weniger Fleisch- und Wurstwaren, Männer sogar fast nur noch halb so viel (47 Prozent). Stattdessen kommt immer öfter Gemüse auf den Tisch. Männer essen zehn Prozent, Frauen fast ein Drittel mehr davon als vor 20 Jahren.

Für die Bayerische Ernährungsstudie wurden Bürgerinnen und Bürger gefragt, was und wie viel sie essen und trinken, wie aktiv und wie gesund sie sind. Außerdem wurden die Teilnehmer per Blutprobe auf Diabetes untersucht. Beteiligt an der Studie, die die Staatsregierung mit einer Million Euro förderte, war das Kompetenzzentrum für Ernährung sowie Forscher der Universität Augsburg, der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität München. Die Forscher erfassten die Daten und verglichen sie mit einer ähnlichen Untersuchung vor 20 Jahren. So konnten sie zeigen: Die Essgewohnheiten, der Lebensstil und auch die Einstellungen der Bayern zu Ernährung und Nachhaltigkeit wandeln sich. Und das nicht nur bei der Wurst, sondern auch etwa beim Alkohol.

Das beliebteste Getränk der Bayern ist Wasser. 1,4 Litern pro Kopf und Tag trinken sie davon. Sowohl von gesüßten Erfrischungsgetränken als auch von Bier und Wein wird dagegen weniger getrunken als vor 20 Jahren. Zuckerhaltige Getränke gelten als ein Hauptrisikofaktor für Diabetes. Die Befragten tranken davon im Schnitt noch etwa ein Glas (200 Milliliter) am Tag, ein Rückgang von 30 Prozent.

Bei der Ernährung gilt insgesamt: Die Menschen in Bayern verzehren zu wenig Ballaststoffe. Mit 17 Gramm pro Tag, sind es nur etwa halb so viel, wie die Deutsche Ernährungsgesellschaft empfiehlt. Zu großzügig gehen sie dafür mit dem Salz um, heute noch mehr als vor 20 Jahren. Viel Salz kann den Blutdruck steigern und damit Herz-Krankheiten befördern. Trotz rückläufiger Tendenz liegen die Bayern auch beim Verzehr von Fleisch und Fleischwaren noch immer über den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Rein vegetarisch ernähren sich fünf Prozent der Bayern. Vor 20 Jahren waren es zwei Prozent gewesen. Ein Prozent wählt eine vegane Ernährungsweise. In Bayern sind damit nur halb so viele Menschen Vegetarier wie im Bundesschnitt.

Ernährung sei ein hochemotionales Thema, sagte die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Michaela Kaniber (CSU), bei der Vorstellung der Studie. Sie sei Genuss, Mittel zur Selbstdarstellung und habe auch eine politische Dimension erreicht. Die Studie aber bringe Licht ins Dunkel, sozusagen Fakten statt Mythen, Ansichten und Meinungen.

„Vegetarische Ernährung ist in Bayern nach wie vor eine Nische“

Die Fakten hat die Ministerin gleich im Vorwort der Studie so zusammengefasst: „Die Menschen essen und trinken bewusster und interessieren sich mehr für regionale und biologische Lebensmittel.“ Bei der Vorstellung aber konnte sie sich einer eigenen Interpretation nicht ganz erwehren. Die vegetarische Ernährung spiele in Bayern noch immer eine kleine Rolle, betonte sie. In sozialen Medien habe man dagegen zuletzt den Eindruck gewinnen können, dass es eine Wende hin zur veganen Lebensweise gäbe. Die Zahlen der Studie widerlegten diesen Eindruck aber eindeutig. „Vegetarische Ernährung ist in Bayern nach wie vor eine Nische“, so Kaniber.

Auch zum Fleischkonsum hatte die Ministerin eine klare Meinung: Noch weniger Fleisch auf dem Teller, wie es die Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, will sie sich nicht vorschreiben lassen. Sie respektiere die Fachgesellschaft und ihre bisherige Arbeit, sagte Kaniber. Die Empfehlungen zum Fleischkonsum aber gingen an der Realität der Menschen vorbei. Sie stehe als Ministerin für einen gesundheitsförderlichen Ernährungsstil. Wie viel Fleisch einer essen wolle, aber sei trotzdem seine persönliche Angelegenheit. Ganz als Anwalt der bayerischen Landwirte warb sie für wenig, und dafür qualitativ hochwertiges Fleisch, am besten von heimischen Landwirten.

Hier enthielt die Studie auch positive Nachrichten für die Ministerin. Dreiviertel der Befragten bevorzugen der Umfrage zufolge regionale und saisonale Lebensmittel. Mehr als die Hälfte kauft Biolebensmittel. Die Ministerin sah hierin auch Erfolge der eigenen Politik, die darauf ziele, regionale und ökologische Lebensmittel zu fördern. Etwa 120 Millionen Euro investiere der Freistaat in den Ausbau des Ökolandbaus, so die Ministerin. Jeder dritte Biobetrieb in Deutschland liege in Bayern. Den Absatz von regionalen und Bio-Produkten will die Ministerin weiter fördern. So sollen bis 2025 die Hälfte der staatlichen Kantinen nur noch regional und bio auftischen.

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