Erleichterung bei der Polizei:Rajana ist wieder bei der Mutter

Fünfjährige von Spielplatz verschwunden

Der Vater hatte Rajana als vermisst gemeldet. Danach hatte eine große Suchaktion begonnen. Jetzt ist das Mädchen wieder aufgetaucht.

(Foto: Polizei/dpa)

Mysteriöser Fall um das Verschwinden einer Fünfjährigen nimmt gutes Ende, doch der Vater bleibt in Untersuchungshaft

Von Wolfgang Wittl, Regensburg

Auf einmal ging alles ganz schnell: Am Freitag um 21.48 Uhr teilte das Polizeipräsidium Oberpfalz mit, dass die fünfjährige Rajana wohlbehalten in den Armen ihrer Mutter gelandet sei. Vier Tage und Nächte lang hatten die Ermittler pausenlos nach dem Mädchen aus Parsberg gefahndet, ehe sie Erfolg melden konnten. Die Suche endete in Berlin, Hunderte Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt. "Wir sind einfach nur erleichtert", sagte ein Polizeisprecher. Kein Fall bewegte die Menschen in der Oberpfalz in den vergangenen Monaten mehr als das mysteriöse Verschwinden der kleinen Rajana - und in keinem bleiben so viele Fragen offen.

Der Vater des Mädchens saß laut Polizeiangaben auch am Samstag noch in Untersuchungshaft. Wie es mit ihm weitergeht, ist Sache der Justiz. Der Mann hatte am vergangenen Montag bei der Polizeiinspektion Parsberg angegeben, dass er seine Tochter vermisse. Nach einem Zahnarztbesuch sei das Mädchen auf einem Spielplatz verschwunden, nachdem er von einem Unbekannten in ein Gespräch verwickelt worden sei. Eine für Parsberg beispiellose Suche begann, auch Rettungskräfte und die Bevölkerung beteiligten sich daran. Die Polizei setzte Hundestaffeln und Hubschrauber mit Wärmebildkameras ein, mehr als 250 Beamte fahndeten fieberhaft nach dem Kind. Erfolglos.

Bald stellte sich heraus, dass es sich wohl doch um keinen Vermisstenfall handelte. Der Vater räumte offenbar ein, dass seine Schilderungen nicht stimmten. Da er eine angebliche Entführung angedeutet hatte, wurde er wegen Vortäuschens einer Straftat verhaftet. Es bestehe Fluchtgefahr, teilten die Behörden mit.

Rajana befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits bei Angehörigen, die ihren Aufenthaltsort offenbar bewusst geheim hielten. Dem Mädchen gehe es gut, erklärte die Polizei, ohne jedoch selbst mit dem Kind gesprochen zu haben. Für eine Gewalttat gebe es keine Hinweise. Die Ermittler gingen wohl davon aus, die Fünfjährige schnell zu finden. Doch die Suche zog sich - und zehrte auch an den Nerven der Fahnder. Bis zu 20 Polizisten forschten in der "Ermittlungsgruppe Rajana" nach dem Verbleib des Kindes. "Auch Polizisten sind Eltern", die Situation sei sehr belastend, sagte ein Sprecher. Noch wenige Stunden vor der Entdeckung hieß es aus Polizeikreisen, das Mädchen könne sich in einer Parsberger Wohnung ebenso aufhalten wie im Ausland. Doch zu diesem Zeitpunkt waren die Fahnder wohl bereits ganz nah dran.

Um 20 Uhr sei es "in einer beispielgebenden, länderübergreifenden Zusammenarbeit" gelungen, das Mädchen in Berlin in amtliche Obhut zu nehmen. Zwei Ermittler aus Regensburg überzeugten sich persönlich vom Wohlergehen der Fünfjährigen. Auch die Mutter mit ihren zwei weiteren Kindern befand sich da bereits in Berlin. Die Polizei hatte es geschafft, Kontakt zu den Angehörigen herzustellen und einen Treffpunkt für Rajanas Übergabe zu vereinbaren. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth werde nun prüfen, ob sich weitere Personen strafbar gemacht haben. Über Motiv und Hintergründe hüllen sich die Behörden in Schweigen.

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