Metropolregion Nürnberg:Deutschlands größtes Straßenbahnprojekt kommt

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So soll sie aussehen: Die Stadt-Umland-Bahn zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach. (Foto: Claus Hirche/ZV StUB/dpa)

Die Mobilisierung beim Bürgerentscheid in Erlangen war enorm, jetzt steht fest: Die städteverbindende Straßenbahn zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach wird wie geplant gebaut.

Von Olaf Przybilla, Erlangen

Die Erlangerinnen und Erlanger haben über das derzeit größte Tramprojekt der Republik abgestimmt, die Stadt-Umland-Bahn (StUB). 52,4 Prozent votierten in einem Bürgerentscheid für die Bahn, 47, 6 Prozent dagegen. Die hitzig geführte Debatte um die städteverbindende Straßenbahn in der Metropolregion Nürnberg hatte die mittelfränkische Universitätsstadt zuletzt in zwei Lager geteilt. „Wir bauen jetzt eine Straßenbahn“, sagte Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik (SPD).

Für die Trambahn hatten sich vor dem Bürgerentscheid große Unternehmen, die IHK, Umweltverbände, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), der DGB, die Staatsregierung sowie SPD und Grüne ausgesprochen. Dagegen argumentierten Kreishandwerkerschaft, Erlanger Einzelhändler, der Bauernverband, zwei Bürgerinitiativen sowie in Erlangen FDP, AfD und Freie Wähler. Die CSU agierte gespalten: Landesparteichef Markus Söder und der mittelfränkische CSU-Bezirksparteichef Joachim Herrmann hatten offensiv für das Infrastrukturprojekt geworben. Die Erlanger CSU hatte aktiv gegen die StUB Wahlkampf gemacht.

Bei der Abstimmung hatten die Bürger über folgende Frage abstimmen können: „Sind Sie dafür, dass die Verlängerung der Nürnberger Straßenbahn (Stadt-Umland-Bahn) durch die Erlanger Innenstadt bis zum Bahnhof und weiter nach Herzogenaurach auf Basis der vorliegenden Planungen gebaut wird?“ Vor acht Jahren hatten 60 Prozent dafür gestimmt, die Drei-Städte-Tram weiterzuplanen, 40 Prozent hatten sich dagegen ausgesprochen. Die Wahlbeteiligung hatte 2016 bei etwa 45 Prozent gelegen, diesmal stimmten deutlich mehr Erlangerinnen und Erlanger ab. Auch mit Blick auf diesen ersten Bürgerentscheid in Erlangen hatte die Stadt Nürnberg ihr Straßenbahnnetz an die Nordspitze der Stadt ausgebaut. Am „Wegfeld“ muss man bislang von der Nürnberger Tram in Erlanger Busse umsteigen.

An die Bahn sollen in Erlangen große Standorte der Universität angeschlossen werden – vor allem Südgelände und Himbeerpalast – sowie der neue Siemens Campus im Süden der Stadt, in Herzogenaurach die Weltunternehmen Adidas, Puma und Schaeffler. Die bisherigen Planungskosten des Projekts liegen bei 95 Millionen Euro, die Investitionskosten waren im Vorfeld des Bürgerentscheids mit 635 Millionen Euro beziffert worden. Bund und Land haben eine Übernahme von 90 Prozent der Kosten in Aussicht gestellt. Von 2031 an soll die Tram schrittweise in Betrieb gehen, in einem Zehn-Minuten-Takt.

19 der insgesamt 31 Tramhaltestellen sind in der Stadt Erlangen geplant. In der Universitäts- und Siemensstadt leben 120 000 Menschen, die Zahl der Arbeitsplätze wird auf 115 000 beziffert. Als eines der Hauptprobleme Erlangens gilt der starke Pendler-Individualverkehr. Mit der Tram soll dieses Problem gelindert werden.

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Von Olaf Przybilla

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