Erlangen:Das ganze Studium in der Hosentasche

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Ruhe bitte! Im Lesesaal der Uni Erlangen-Nürnberg. (Foto: www.roggenthin.de)

Wlan in der gesamten Innenstadt, eine malerische Kulisse und viele junge Menschen: Erlangen hat ideale Voraussetzungen für Studenten.

Von Anne Kostrzewa, Erlangen

Wer in Erlangen aus dem Zug steigt, fühlt sich schnell wie in einem Wimmelbild. Es ist eine junge, lebendige Stadt, die im Rhythmus der Vorlesungszeiten pulsiert. 110 000 Einwohner zählt Erlangen, darunter mischen sich gut 30 000 Studenten der Friedrich-Alexander-Universität (FAU), weitere 10 000 studieren am Nürnberger Standort der FAU und machen sie damit zu einer der zehn größten Universitäten Deutschlands - gelegen in der kleinsten Großstadt Bayerns.

Entlang der historisch wunderschön erhaltenen Straßenzüge flanieren, wohin das Auge blickt, vor allem junge Menschen, manche mit Büchern unterm Arm, andere schlecken Eis. Es bimmeln Fahrradklingeln und der Marktplatz murmelt von Verkaufsgesprächen an den duftenden Ständen. Um die Radfahrer herum kurven in Schrittgeschwindigkeit Lastwagen, um die kleinen Geschäfte in der Altstadt zu beliefern. Wer sich vom Trubel mitreißen lässt, wird früher oder später vor eines der Unigebäude gespült, sie verteilen sich über die gesamte Stadt.

Wichtigster Begleiter: das Fahrrad

Das hat den Vorteil, dass das Hotspot-Netz der Uni die ganze Innenstadt und das Südgelände mit Wlan abdeckt. In Verbindung mit der FAU-App kann man so sein komplettes Studium in der Hosentasche dabei haben. In der App kann man zum Beispiel seinen Stundenplan und die Tagesgerichte der Mensa abrufen und hat Zugriff auf die Ausleihe der Uni-Bibliothek und Kontakte wichtiger Ansprechpartner.

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Der unentbehrlichste Begleiter im beschaulichen Erlangen ist aber ohne Zweifel das Fahrrad. Gefühlt hat man damit an jeder Kreuzung Vorfahrt und wer einen Parkplatz finden möchte, muss mitunter ein Weilchen suchen. An eine Laterne oder einen Zaun sollte man das Rad nämlich auf jeden Fall anketten, sonst kann es schnell einen neuen Besitzer finden.

Erlangen hat sich längst auf sein studentisches Publikum eingestellt. Im E-Werk gibt es kaum etwas, das es nicht gibt, von Lesungen über Flohmärkte und "Tatort" auf der Leinwand bis zur Radwerkstatt mit kostenlosem Werkzeugverleih. In den kleinen Kinos Lamm und Manhattan kostet der Eintritt mittwochs nur sechs Euro und die Café-Dichte ist beachtlich. Wenn das Wetter mitspielt, zieht es die meisten aber nach draußen, ob in den Schlossgarten oder auf die Stufen des Paulibrunnens.

Die Klubs entlang der Hauptstraße bieten abwechselnd freien Eintritt, sodass man sich - wenn die Musik passt - durch die Woche feiern kann. Mit frischem Stempel am Handgelenk gibt es dann bei der Fastfood-Kette am Hugenottenplatz noch einen Rabatt auf Cheeseburger. Und auch durch die zahlreichen Bars kommt man Geldbeutelschonend. Fast jeden Abend gibt es in einer anderen Bar vergünstigte Getränke - wobei der Lokalpatriotismus es schon fast gebietet, den örtlichen Brauereien, Steinbach Bräu oder Kitzmann, den Vorzug zu gewähren.

Von den einst 18 Brauereien Erlangens sind diese beiden übrig geblieben, gemeinsam mit zahlreichen Bierkellern, die gerade an warmen Tagen durchaus eine Tour wert sind. Das Bierspektakel schlechthin spielt sich aber oberirdisch ab: Die Bergkirchweih - oder schlicht "Berch" - lockt alljährlich rund eine Million Besucher auf den Burgberg. Unter den mit Lampions beleuchteten Kastanienkronen wird dann traditionsbewusst in den geeisten Steinkrug gezapft. Und wer am letzten Abend, wenn ein Fass traditionell begraben wird, "Lili Marleen" mitgrölt, darf sich als echter Erlanger zählen.

Wem die Stadt doch mal zu klein wird, der ist mit dem Zug in 20 Minuten in Nürnberg mit seinen Theatern und Museen. Und in der Fränkischen Schweiz findet man großartige Wander- und Radwege.

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Sich wegen seiner Fächerwahl gegen ein Studium in Erlangen entscheiden zu müssen, ist bei einer Auswahl zwischen 258 Studiengängen nahezu unmöglich. Ihre Fächerbreite hat die FAU in nur fünf Fakultäten untergliedert und definiert damit eine ihrer größten Stärken: interdisziplinäre Kooperationen. Mit Drittmitteln in dreistelliger Millionenhöhe geht so einiges in den Laboren der forschungsstarken Universität, an der unter anderem das MP3-Format entwickelt wurde.

Interdisziplinär kann man es aber auch außerhalb der Vorlesungen haben, etwa mit Sprachkursen, beim Uni-Sport oder im FabLab. Dort stehen allen Interessierten neben der klassischen Werkbank 3-D-Drucker, Löt-Material, Lasercutter und Fräsen zur Verfügung - kompetente Einweisung durch erfahrene Studenten inklusive. Egal also, wo die persönlichen Interessen liegen, bieten Erlangen und die FAU viele Möglichkeiten, um schnell Anschluss zu finden - und dann gemeinsam die Vielfalt der kleinsten bayerischen Großstadt zu erkunden.

© SZ vom 28.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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