Erfolgsgeschichte:Bayerns Schaufenster

Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg, 2019

Umstritten und gefeiert: der Museumsbau von Stefan Traxler am Donauufer in Regensburg.

(Foto: Sebastian Beck)

Seit seiner Eröffnung im Juni ist das neue Museum in Regensburg ein Publikums­magnet - trotz aller Kritik im Detail

Von Katja Auer, Regensburg

Auf den Löwen ist Richard Loibl besonders stolz. Der Löwenbräu-Löwe vom Oktoberfest, der im Foyer in Regenburg steht und alle paar Minuten den Bierkrug hebt. Dann bleiben die Leute stehen und schauen, von draußen kommen welche herein, um die riesige Figur zu bestaunen. Und die Regensburger Stadtführer könnten nicht mehr anders, als ihren Gästen zu erklären, was es mit dem modernen Bau am Donauufer und dem Löwen in der Eingangshalle auf sich hat.

Ein halbes Jahr nach der Eröffnung des Museums der Bayerischen Geschichte in Regensburg, erzählt Direktor Loibl immer noch am liebsten die Anekdoten von den Widrigkeiten. Das Museum war umstritten, nicht nur der Bau mit der grauen Keramikfassade von Stefan Traxler, der prominent am einst unwirtlichen Donaumarkt steht. Auch das Konzept, das manchen Kritikern zu volkstümlich erscheint, zu wenig akademisch. Und es gibt Lobbyisten aller Art, denen von irgendetwas zu wenig oder zu viel im Museum steckt. Zu wenig Franken, zu viel CSU, zu wenig 1860, zu viel Bayern München. Loibl kann sich darüber sehr unterhaltsam aufregen, er müsste es freilich nicht, denn die Zahlen geben ihm recht. Mehr als 400 000 Besucher waren inzwischen da, die Architektur wurde ausgezeichnet. Bei der Eröffnung Anfang Juni hatte Ministerpräsident Markus Söder schon prophezeit, das Museum werde "ein echter Publikumsrenner" werden.

Ein Goggomobil, wie sie früher in Dingolfing produziert wurden, das Kostüm von Nockherberg-Bavaria Luise Kinseher, die Einrichtung des alten Plenarsaals aus dem Landtag - die Objekte zeigen ein buntes Bayernbild, Kritiker nennen es ein Sammelsurium. Charmant wird es besonders dann, wenn zu den Ausstellungsstücken die persönlichen Geschichten ihrer Spender kommen. Wie zum Eiswagen von Giuseppe Guarino. Der kam 1959 aus Neapel als Gastarbeiter nach Bayern, heiratete eine Einheimische und eröffnete 1971 eine Pizzeria samt Eisdiele in Grafenau, die erste im Bayerischen Wald. Die Guarinos waren auch schon im Museum, wie so viele, die ihre Schätze dem Haus der Bayerischen Geschichte vermacht haben.

Von Markus Söder ist auch etwas dabei, das Faschingskostüm, in dem er als Prinzregent Luitpold bei der Fränkischen Fastnacht in Veitshöchheim auftrat. Er durfte das Museum eröffnen, doch versprochen hatte es den Bayern Horst Seehofer in seiner ersten Regierungserklärung 2008. Schon seit den Fünfzigerjahren war immer wieder über ein bayerisches Landesmuseum diskutiert worden, nun sollten noch einmal elf Jahre bis zur Eröffnung vergehen. Ein Ort musste gefunden werden, 25 bayerische Städte hätten das Haus gerne gehabt. Regensburg bekam schließlich den Zuschlag. Ein Brand auf der Baustelle verzögerte alles, das geplante Eröffnungsdatum 2018 konnte nicht gehalten werden. Als es dann soweit war, war Seehofer nicht mehr im Amt. Er war aber inzwischen da, privat, Loibl hat ihn selbst durch das Museum geführt. Es soll ihm recht gut gefallen haben.

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