Süddeutsche Zeitung

Engelstrompeten-Gift im Kaffee:Viereinhalb Jahre Haft für Gärtnerin

Sie war einst seine Geliebte, dann nur noch seine Putzfrau und Gärtnerin: Weil sie die Demütigung nicht ertrug, mischte eine Frau ihrem Ex-Freund und dessen neuer Freundin Engelstrompeten-Gift ins Kaffeewasser. Nun muss sie ins Gefängnis.

Heimtückischer Giftanschlag mit verseuchtem Kaffeewasser: Im Indizienprozess um versuchten Giftmord mit Pflanzenteilen der Engelstrompete ist die Angeklagte zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Entgegen der Anklage sah das Würzburger Landgericht keinen Mordversuch und verurteilte die 50-Jährige am Freitag wegen zweifacher gefährlicher Körperverletzung.

Die Frau habe im November 2011 Teile der giftigen Engelstrompete in das Kaffeewasser ihres Ex-Geliebten gemischt. Der Mediziner und seine damalige Freundin tranken mehrere Tassen und litten danach unter teils starken Gesundheitsbeschwerden, überlebten aber.

"Gift ist die wohl heimtückischste Art, jemanden zu töten oder zu verletzen", sagte der Vorsitzende Richter Burkhard Pöpperl. Nur dem Zufall sei es zu verdanken gewesen, dass das Gift im Kaffeewasser gefunden wurde. Der Sohn hatte die trübe Brühe im Wasserbehälter der Kaffeemaschine entdeckt und an ein Labor geschickt.

Die Angeklagte habe den Mann und seine Partnerin nicht töten wollte. Sie habe dem Mediziner lediglich einen Denkzettel versetzen wollen und dabei zumindest schwerste Körperschäden der Opfer billigend in Kauf genommen, sagte Richter Pöpperl. Das Motiv sei Eifersucht und Wut gewesen. Die Angeklagte war zuletzt nur noch Gärtnerin, Putzfrau und gelegentliche Bettgespielin des Mannes. "Die Angeklagte war nachvollziehbar nicht nur schwer gedemütigt, sondern auch gekränkt", sagte der Richter.

Als "mehr als abenteuerlich" beschrieb der Richter die These der Verteidigung. Demzufolge sollen Familienangehörige das Wasser vergiftet haben. Die 50-Jährige hatte die Vorwürfe vor Gericht stets abgestritten. Der Staatsanwalt hatte acht Jahre Haft gefordert. Die Verteidiger hatten auf Freispruch plädiert und kündigten Revision gegen das Urteil an.

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dpa
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