Energiewende:Fehlende Genehmigungen

Abriss des Atomkraftwerks Isar 1 dauert länger als geplant

Von Christian Sebald

Der Energieversorger Eon kommt mit dem Abriss des Atomkraftwerks Isar 1 nicht so schnell voran wie ursprünglich beabsichtigt. In den Genehmigungsanträgen an das Umweltministerium war bisher davon die Rede, dass der Abbruch im Wesentlichen bis 2026 beendet sein sollte. Nun erklärte ein Eon-Sprecher, dass sich dieses Datum "nach hinten verschieben wird". Einen neuen Zeitpunkt für den Abschluss der Arbeiten wollte er aber nicht nennen. "Da spielen viele Faktoren eine Rolle", sagte der Sprecher. "Deshalb ist es momentan schwierig, ein Datum zu nennen." Die Landtags-Grünen begrüßten das Eingeständnis. "Wir haben den Zeitrahmen von Eon immer für unrealistisch gehalten", sagte ihr energiepolitischer Sprecher Martin Stümpfig. "Offenbar hat das Unternehmen das jetzt ebenfalls erkannt." Isar 1 steht seit der Atomkatastrophe in Fukushima vor viereinhalb Jahren still. Im Abklingbecken des Atomkraftwerks lagern noch gut 1700 abgebrannte, hoch radioaktive Brennelemente. Eon konnte sie bislang nicht in Castoren umlagern und in das Zwischenlager am Kraftwerksstandort bringen. Erst lag das daran, dass keine Castoren dafür vorhanden waren. Inzwischen ist dieses Problem gelöst, es gibt wieder Castoren. Nun aber fehlt Eon die Erlaubnis, sie im Zwischenlager zu deponieren. Bei Eon glaubt man nicht mehr daran, dass sie rechtzeitig eintreffen wird, um den alten Zeitplan zu halten. "Die Genehmigung hat sich immer wieder verzögert", sagte der Sprecher. "Nun ist uns 2017 zugesagt worden, aber wir sind vorsichtig." Was die Genehmigung des Abrisses selbst durch das Umweltministerium anbelangt, waren die Eon-Pläne offenbar ebenfalls zu ehrgeizig. Bislang hieß es, der Bescheid werde Mitte 2016 erwartet. Nun sagte Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU): "Der Rückbau der Atomkraftwerke ist eine der größten umweltpolitischen Aufgaben in den nächsten Jahren. Dabei ist klar: Es gibt keinen Sicherheitsrabatt bis zum letzten Tag. Auch im Genehmigungsverfahren hat Sicherheit oberste Priorität." Einen Zeitpunkt für die Genehmigung nannte sie nicht. Ein weiteres Problem ist das Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter. Dort sollen 3400 Tonnen radioaktive Abfälle von Isar 1 deponiert werden. Es ist ebenfalls unklar, wann Schacht Konrad in Betrieb geht. Der aktuell genannte Termin 2022 gilt als unsicher.

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