Süddeutsche Zeitung

Empörung über Madame Tussauds:Strauß als "Bösewicht"

Für die CSU ist dies ein Fall für eine Intervention des Außenministers: Britische Historiker haben Franz Josef Strauß bei Madame Tussauds in Berlin zusammen mit den "Bösewichten" eingruppiert.

Das neue Berliner Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds stellt den verstorbenen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß in eine Reihe mit den "Bösewichten" und empört damit die CSU.

"Das ist eine Sauerei", sagte Parteichef Erwin Huber der Münchner Abendzeitung vom Donnerstag. Der bayerische Europaminister Markus Söder forderte Außenminister Frank-Walter Steinmeier zum Eingreifen auf: "Er muss in London vorstellig werden", denn das Vorgehen des Wachsfigurenkabinetts belaste die "bayerisch-englischen Beziehungen".

Unter dem Titel "Helden und Bösewichte" zeigt Tussauds Fotos von Strauß und Kanzleramtsspion Günter Guillaume sowie vom Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und dem "Roten Baron" Manfred von Richthofen.

Zur Erklärung wird bei Strauß lediglich auf die Spiegel-Affäre von 1962 verwiesen: "Strauß veranlasste, den Verleger Rudolf Augstein zu verhaften. Dieser wurde daraufhin 103 Tage gefangen gehalten".

Tussauds-Sprecherin Natalie Ruoß sagte zu der Eingruppierung: "Das haben britische Historiker gemacht." Der Besucher solle selbst interpretieren, wer Bösewicht und wer Held sei.

Huber betonte: "Strauß gehört zu den Helden! Wer so standhaft wie er für die deutsche Einheit gekämpft hat, kann nur zu den Helden gehören." Strauß' Sohn Franz Georg sagte der Abendzeitung: "Wir werden dagegen vorgehen." Auch Max Strauß empörte sich. "Die haben doch einen Knall", wurde er zitiert. Das "passt nahtlos in die Geschichte, Hitler auszustellen".

Tussauds gehört zum Merlin-Entertainment-Konzern, dessen Pläne für eine Erlebniswelt am Schloss Neuschwanstein in Bayern ausgebremst worden sind.

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