Einzigartiges Projekt:Zehn Kliniken, zwei Universitäten

Medizincampus Niederbayern soll Nachwuchs an Region binden

Von Lisa Schnell, Regensburg

Niederbayern ist ein Bezirk ohne Universitätsklinik, dafür soll er nun einen Medizincampus bekommen. Nicht das, was Politiker etwa der SPD und FDP gefordert haben, aber ein einzigartiges Projekt in Deutschland. So sagt das Annegret Kuhn, Ärztliche Direktorin des Klinikums Passau, die stellvertretend für die zehn Kliniken spricht, an denen Medizinstudenten ausgebildet werden sollen.

Zehn Kliniken - das ist das erste Bemerkenswerte an diesem Vorhaben. Dazu kommt, dass die Studenten an vier Standorten gelehrt werden sollen: Straubing, Landshut, Deggendorf und Passau. Zwei Universitäten sollen mit dabei sein, die Uni Passau und entweder die TU München oder die Uni Regensburg. Beide erstellten Konzepte und bewerben sich um den Rang der Mutteruniversität, der Universität, an der die Studenten eingeschrieben sein werden. Nun äußern sich zum ersten Mal die Kliniken zu Konzepten und Vorhaben. Ob das denn gut gehen könne, zehn Kliniken, die sich einigen sollen, solche Bedenken hörte man zu Beginn. Ging gut, sagt Kuhn vom Klinikum Passau. Auf acht Prämissen haben sie sich geeinigt, die in den Konzepten der beiden Universitäten erfüllt sind. An allen vier Standorten soll ein akademisches Umfeld entstehen. Dazu müssen Hörsäle und Seminarräume gebaut werden und insgesamt etwa 60 Stellen geschaffen werden. Denn etwa 100 Studenten sollen in einem Jahr in Niederbayern ihren klinischen Teil des Studiums, insgesamt drei Jahre, absolvieren, jeweils 20 an jedem Standort. Von Anfang an sollen sie eine Bindung an die Region entwickeln mit der Hoffnung, dass sie auch nach ihrer Ausbildung in Niederbayern bleiben und damit die Versorgung auf dem Land gesichert ist. Sie sollen fest in einer Stadt sein, allerdings auch Lehrangebote an anderen Kliniken wahrnehmen. Hierzu müsse noch ein Mobilitätskonzept entwickelt werden, da die Strecken mit Bus und Bahn kaum zu bewerkstelligen sind. Wichtig ist den Kliniken zudem, dass keinem Haus finanzielle Nachteile entstehen und hervorragende Möglichkeiten für klinische Forschung geschaffen werden. Im Herbst soll das Kabinett entscheiden, welches Konzept umgesetzt wird.

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