Die Zahl der Einkommensmillionäre in Bayern ist binnen drei Jahren stark gestiegen. So verdienten zuletzt 3806 Menschen eine Million Euro oder mehr im Jahr, teilte das Landesamt für Statistik in Fürth mit. Gemeinsam kamen diese Millionäre auf 10,5 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte von ihnen lebt in Oberbayern, gut ein Drittel in und um München. Die veröffentlichten Daten beziehen sich auf das Jahr 2013, wegen des Zeitbedarfs für die Einkommensteuerstatistik handele es sich um den aktuellen Stand. Im Vergleich zum Jahr 2010 registrierten die Statistiker ein Millionärsplus von mehr als 20 Prozent, konkret zählten sie 674 Personen zusätzlich in dieser Kategorie. Der Zuwachs an Spitzenverdienern löste am Montag Kritik aus, der Deutsche Gewerkschaftsbund in Bayern plädierte für Steuererhöhungen in hohen Gehaltsklassen.
Im Schnitt waren unter 10 000 Bayern drei Einkommensmillionäre zu finden, mit deutlichen regionalen Unterschieden: Bei den Regierungsbezirken zählt eben Oberbayern die meisten Steuerpflichtigen mit Jahreseinkünften von mehr als einer Million Euro - 54 Prozent waren dort gemeldet, 2047 Personen. Schlusslicht ist Oberfranken mit 5,8 Prozent Anteil. Die höchste Dichte an Bürgern mit einem solch üppigen Verdienst gab es im Landkreis Starnberg, 14,2 Millionäre je 10 000 Einwohner. Deutlich über dem Durchschnitt zudem, jeweils bezogen auf 10 000 Einwohner: Stadt und Kreis München (sechs beziehungsweise fast neun Einkommensmillionäre), der Landkreis Miesbach mit 8,1 sowie die Städte Coburg (5,9), Nürnberg (5,1) und Kempten (sechs); in Niederbayern und in der Oberpfalz zählt kein Landkreis und keine kreisfreie Stadt mehr als fünf Sehr-Groß-Verdiener pro 10 000 Bürgern. Im Schnitt kam ein Einkommensmillionär auf Einkünfte in Höhe von 2,7 Millionen Euro.
Global Wealth Report:Wenn "Millionär sein" nichts Besonderes mehr ist
In Ländern wie der Schweiz oder Bahrain hat inzwischen jeder achte Haushalt ein Millionenvermögen. In Deutschland sieht es anders aus, doch auch hierzulande werden die Reichen immer reicher.
Die zentrale Rolle bei hohen Gehältern spielen offensichtlich Unternehmer. Gewerbebetriebe machen den größten Anteil aus - 7,2 Milliarden Euro Verdienst. Die Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit, deren Anteil nur 17,7 Prozent beträgt, nahmen allerdings stärker zu. Über die Branchen gibt es keine Angaben aus dem Landesamt. Während die Spitzenverdiener lediglich 0,06 Prozent der Steuerpflichtigen im Freistaat stellen, erzielten sie 4,1 Prozent aller Einkünfte in Bayern. Gleichzeitig entrichteten sie mit 3,7 Milliarden Euro fast acht Prozent der gesamten Einkommensteuer im Freistaat.
Interessant ist der Blick auf die bundesdeutsche Lage. Im besagten Jahr 2013 hatten 17 400 der in Deutschland erfassten Einkommensteuerpflichtigen mindestens eine Million Euro verdient. Demnach kommen überdurchschnittlich viele Erwerbsmillionäre aus Bayern, mehr als jeder fünfte. Das Durchschnittseinkommen ist mit 2,7 Millionen Euro im Bund wie in Bayern gleich. Das Bruttoeinkommen bayerischer Haushalte im analysierten Jahr lag laut Statistik bei knapp 56 000 Euro.
Zusammen veranlagte Ehegatten werden in der Statistik als ein Steuerpflichtiger gezählt. Datenbasis sind anonymisierte Ergebnisse aus der Steuerfestsetzung. Den mehrjährigen Abstand zwischen Statistikjahr und Bericht erklärt die Behörde mit den Erklärungsfristen im Steuerrecht und Zeitbedarf der Finanzverwaltungen für die Steuererklärungen. Bürger, die aufgrund ihres Vermögens Millionäre sind, wurden nicht von der Statistik erfasst.
Häufig lösen derlei Publikationen Steuerdebatten aus. Bereits bei Bekanntgabe früherer Zahlen, wenngleich damals die Zahl der Einkommensmillionäre leicht gesunken war, forderte etwa die Linke im Freistaat eine Millionärssteuer, kombiniert mit einer Vermögensabgabe. Kein Millionär werde arm, wenn der Einkommensteuer-Spitzensatz für jeden Euro über einer Million 75 Prozent betrage, hieß es sinngemäß. Verena Di Pasquale, Vize-Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Bayern, sagte am Montag zum Millionärsbericht: "Die Schere zwischen den Einkommen geht in Bayern immer weiter auseinander. Während einige immer mehr verdienen, haben viele Menschen mit sinkenden Löhnen zu kämpfen."
Die Gewerkschafterin verwies auch auf den Sozialbericht der Staatsregierung vom Mai, der unterschiedlich interpretiert worden war. "Wir haben in Bayern ein Niveau an Wohlstand, Beschäftigung, Wirtschaftskraft und sozialer Sicherheit erreicht, das es hier noch nie zuvor gegeben hat", sagte damals Sozialministerin Emilia Müller (CSU). Der DGB rügte im Mai, viele Bürger hätten "real weniger Geld zum Leben". Di Pasquale forderte nun eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes von 42 auf 49 Prozent. Zudem solle der "Reichensteuersatz" früher greifen, bei 125 000 Euro. Der Aufschlag von drei Prozent auf den Spitzensteuersatz gilt derzeit für Einkommen von mehr als 250 000 Euro bei Alleinstehenden und mehr als 500 000 Euro bei Verheirateten. Da freilich liegen Bayerns 3806 Top-Verdiener ohnehin deutlich darüber.