Über das Unheimliche wurden schon allerlei Essays verfasst. Freud schrieb darüber und Heidegger. Aber keine Angst, es soll hier nicht im Ansatz der Versuch unternommen werden, es ihnen gleichzutun. Nur eine kleine, laienhafte Anmerkung zum Wesen des Unheimlichen sei gestattet. Am unheimlichsten ist es ja immer dort, wo es eigentlich am heimlichsten ist: zu Hause. Egal welchen Alters man ist, zu Hause umweht einen das elterliche Versprechen: Hier kann dir nichts passieren.
Und wenn dann doch etwas passiert? Wenn einen fremdartige Geräusche aus dem Schlaf reißen? Ein Knarzen der Dielen, das eigentlich nicht sein darf, ein Auf- und Zuschieben von Schubladen, das Schlimmes erahnen lässt, Einbrecher gar. Ja, was dann? Wie ging es dem 59-jährigen Oberpfälzer, der genau das am Montagabend in seinem unheimlich gewordenen Heim in Furth im Wald erlebte? War er ängstlich, sogar panisch? Lag er zusammengekauert unterm Bett, das Handy in den zitternden Händen, und kam vor lauter Todesschreck nicht auf die Nummer der Polizei?

SZ Bayern auf Whatsapp:Nachrichten aus der Bayern-Redaktion – jetzt auf Whatsapp abonnieren
Von Aschaffenburg bis Berchtesgaden: Das Bayern-Team der SZ ist im gesamten Freistaat für Sie unterwegs. Hier entlang, wenn Sie Geschichten, News und Hintergründe direkt aufs Handy bekommen möchten.
Nichts von alledem. Das Gefühl, das ihn erfüllte, war nicht die Angst, sondern die Wut. Unverschämt, ihn mitten in der Nacht zu wecken. Noch dreister, ihn zu bestehlen. Und was ist das? Hat der Einbrecher da etwa seine „Kartl-Box“ unter dem Arm mit all seinem Geld fürs Schafkopfen? Wo’s doch so mühsam ist, das Kleingeld zusammenzusuchen.
Es ist nicht überliefert, mit welchen Schimpfwörtern dieser sehr wütende Mann den Eindringling zusammenstauchte. „Hundsgreisliger Hirnbatzl-Depp!“ So stellt man sich das vor. Aber sicher war es ganz anders. Schon alleine, weil der Oberpfälzer Dialekt noch viel schönere Schimpfwörter kennt, die der Autorin nicht geläufig sind.
Sicher ist: Die Ansage muss sehr beeindruckend gewesen sein. Der Mann schrie den Einbrecher, der nun wohl zum kleinen Lausbuben geschrumpft war, quasi aus seiner Wohnung hinaus. Er scheuchte ihn in den Hausflur, schubste ihn aus der Tür und knallte ihm diese vor der Nase zu. Erst dann rief er die Polizei. So vermerkte diese es später in ihrem Bericht.
Als sie ankam, beschrieb der Mann den Einbrecher so genau, dass sie den 31-Jährigen kurz darauf fassen konnte, samt Diebesgut, der „Kartl-Box“. Wahrscheinlich nahm ihr Eigentümer sie mit einer gewissen Genugtuung entgegen. Ziemlich sicher hatte er keine Probleme einzuschlafen, denn: Was sollte ihm schon passieren?