Ein Jahr nach Brunos Tod:Bayern noch nicht bereit für Bären

Ein Jahr nach dem Abschuss des durch Bayern streunenden Bruno sind die Braunbären in den Alpen akut vom Aussterben bedroht. In Bayern lebt kein einziger - es fehlt nicht zuletzt an Akzeptanz.

Wie die Umweltstiftung WWF am Mittwoch mitteilte, leben im gesamten Alpenraum nur noch 38 Bären. Damit sei die Population zu klein, um das Überleben der Art zu ermöglichen. In Russland, Schweden, Finnland und Norwegen dagegen sei ihr Bestand mit 40.000 Tieren gesichert.

"In Deutschland ist uns derzeit kein Bär bekannt", sagte Claudia Mohl vom WWF. Vor einem Jahr war Bruno trotz der heftigen Proteste von Tierschützern in Bayern erschossen worden. Das aus Italien eingewanderte Wildtier trieb sich wochenlang im Grenzgebiet von Deutschland und Österreich herum.

Bruno galt als "Problembär", weil er zahlreiche Schafe gerissen und sich mehrfach Siedlungen genähert hatte. "Die allermeisten sind aber keine Problembären, sonder verhalten sich wildtierkonform", sagte Mohl. Sie hielten sich von Menschen lieber fern.

In Österreich wird die Zahl der Bären zur Zeit auf 15 bis 17 geschätzt. Es seien in den vergangenen Jahren viele hier geborene Jungtiere spurlos verschwunden, sagte Mohl. Der WWF spricht sich dafür aus, die Bären mit Sendern auszustatten.

Ansiedlung in Bayern noch nicht geplant

Damit wären sie auch besser zu finden, falls sie wie Bruno in den Lebensraum von Menschen eindringen sollten, sagte die WWF-Sprecherin. Die Europäische Union (EU) habe Braunbären als vorrangig wichtige Art eingestuft. Damit sei sie nicht nur zu deren Schutz verpflichtet, sondern habe auch einen Zustand herzustellen, in dem die Art erhalten werden könne.

Eine gezielte Ansiedlung von Bären in Bayern will der WWF derzeit aber noch nicht fordern. "Die Akzeptanz für eine Rückkehr der Braunbären muss sich langsam entwickeln. Wir dürfen das der Bevölkerung nicht überstülpen", sagte Homes. Er denke hier in Zeiträumen von mehreren Jahrzehnten.

Zugleich müsse aber bereits jetzt der Boden bereitet werden für von selbst einwandernde Bären. "Bruno hat uns alle überrascht. Das darf uns das nächste Mal nicht mehr passieren", betonte der Naturschützer.

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