Bistum Eichstätt:Missbrauchs-Vorwürfe gegen Vatikan-Diplomaten

Bistum Eichstätt

Das Bischofshaus in Eichstätt - in das Bistum ist der Geistliche 2012, nach vielen Jahren im diplomatischen Dienst der katholischen Kirche, zurückgekehrt.

(Foto: dpa)

Er galt als bestens vernetzt, bis in die Spitze des Vatikans: Ein ranghoher Geistlicher soll einen untergebenen Priester vor zehn Jahren sexuell missbraucht haben. Sein Anwalt spricht von einer "böswilligen Verleumdung".

Von Uwe Ritzer, Eichstätt

Einer der ranghöchsten Geistlichen im Bistum Eichstätt wird beschuldigt, einen untergebenen Priester mehrmals sexuell missbraucht zu haben. Die Taten sollen sich vor mehr als zehn Jahren zugetragen haben, als der Mann als führender deutscher Kirchendiplomat im Vatikan tätig war. Er bestreitet alle Vorwürfe, sein Anwalt sprach von einer "böswilligen Verleumdung".

Die Bild-Zeitung zitiert hingegen aus einem Schreiben des mutmaßlichen Opfers, in dem von "häufigen sexuellen Übergriffen" die Rede ist. "Wenn ich mich mitunter gegen die Angriffe gewehrt habe, hat er mich mit Schikanen bestraft", schreibt der Priester über seinen einstigen Vorgesetzten. "Daran bin ich psychisch erkrankt." Es gebe medizinische Unterlagen, die den Missbrauch belegen würden. Sie lägen im Staatssekretariat des Vatikans vor, wo die beiden Priester Dienst taten. Der Beschuldigte war dort von 2001 bis 2008 in leitender Funktion in der deutschen Sektion tätig. Er hat unter anderem zwei Deutschland-Besuche des damaligen Papstes Benedikt XVI. vorbereitet und galt als bestens vernetzt bis in die Spitze des Vatikans.

Nach vielen Jahren im diplomatischen Dienst der katholischen Kirche, zuletzt in Wien, kehrte er 2012 überraschend in seine Heimatdiözese Eichstätt zurück. Dort gehört er seither dem Leitungsgremium des Bistums an. Bereits im Zuge seines Wechsels gab es Hinweise auf angebliche sexuelle Übergriffe während seiner Zeit in Österreich. Alle Vorwürfe seien damals in persönlichen Gesprächen mit dem Betroffenen und im Kontakt mit den Personalverantwortlichen des diplomatischen Dienstes in Rom hinterfragt worden, so ein Bistumssprecher. "Beides ergab keine Hinweise, die ein Handeln von Seiten der Diözese" nötig gemacht hätten.

Pikanterweise fällt das Bekanntwerden des Falles nun zeitlich mit kritischen Anmerkungen des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke zum Umgang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche zusammen. Deren Vertuschung habe ihre Ursache in einem "geschlossenen Kreis, in dem die Selbstkritik keinen Platz hat", so Hanke in einer christlichen Zeitschrift. "Der Umgang mit den Missbrauchsfällen in der Vergangenheit ist sicher ein Beleg dafür, dass die Institution Kirche an einer eigenen Selbstfixierung leidet." Hankes Sprecher versicherte, einen Zusammenhang zwischen den Äußerungen und dem aktuellen Fall gebe es nicht.

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