In der Affäre um Millionenverluste von Kirchengeld durch Finanzspekulationen hat der Bischof von Eichstätt eigene Fehler eingeräumt und zugleich Reformgegner im Apparat der katholischen Kirche kritisiert. Gregor Maria Hanke, seit 2006 Bischof der Diözese, sagt im Gespräch mit Süddeutscher Zeitung und WDR, dass er mit der Aufsicht über das Finanzgebaren schlicht überfordert gewesen sei: "Wenn Sie als Mönch in ein solches System geschickt werden, haben Sie nicht die erforderlichen Möglichkeiten, dieses Dickicht zu durchdringen. Ich jedenfalls hatte sie nicht."
Hanke lässt die Abläufe in seiner Diözese derzeit von Anwälten untersuchen und schließt einen Rücktritt nicht aus. "Ich habe immer gesagt, wenn am Ende dieses Prozesses herauskommt, dass ich eklatant versagt habe, dann werde ich auch die Konsequenzen ziehen", sagte er. Dafür sei es allerdings noch zu früh. "Ich fürchte sonst, dass der Apparat die alten Verhältnisse wiederherstellt." Der Bischof offenbart damit einen seit Monaten schwelenden Konflikt mit seiner eigenen Kirchenverwaltung, von der er sich im Stich gelassen fühlt. "Bei der Bewältigung des Skandals bin ich weitestgehend auf mich allein gestellt. Die persönliche und strukturelle Solidarität ist sehr überschaubar. Ich kann wenig Selbstreflexion bei denen erkennen, die in Verantwortung standen", sagt der Bischof.
Nach Finanzskandal:Bistum Eichstätt legt seine Finanzen offen
Die Diözese war zuletzt wegen fragwürdiger US-Immobilienanlagen in den Schlagzeilen. Ein zweistelliger Millionenbetrag ist möglicherweise verloren.
Der Konflikt mit den konservativen Kräften entzündete sich schon daran, dass Hanke 2016 die Transparenzoffensive der katholischen Kirche umsetzte und die Finanzen von externen Wirtschaftsprüfern und Anwälten durchleuchten ließ. Damals fiel auf, dass die Diözese ungesicherte Darlehen für US-Immobilienprojekte in Höhe von 50 Millionen Euro vergeben hatte. Ein großer Teil davon dürfte verloren sein. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft München II gegen einen früheren Mitarbeiter der Diözese wegen Verdachts der Untreue und Bestechlichkeit.
Hanke wurde aber für sein Vorgehen im eigenen Bistum heftig kritisiert. "Man ist hier misstrauisch gegenüber allem, was von außen kommt", sagt Hanke. "Ich habe mitunter den Eindruck, man kungelt es lieber untereinander aus. Nach dem Motto: Wir kennen uns ja, da brauchen wir doch keine Verfahrensregeln. Wir entscheiden selbst, was wir aufklären. Und die Kontrolle geben wir schon gar nicht ab." Hanke hält diese Einstellung für sehr gefährlich: "Das ist der Nährboden für den sexuellen Missbrauch wie für den Missbrauch des Vermögens."
Die Affäre in Eichstätt hat den Streit über Transparenz und Bilanzierungsstandards neu entfacht. Noch immer arbeiten nicht alle deutschen Bistümer nach den Standards des Handelsrechts. Das Erzbistum München und Freising, das ärmere Bistümer über einen Finanzausgleich unterstützt, dringt auf Transparenz bei allen Kirchenhaushalten. "Der Finanzausgleich hat zur Voraussetzung, dass wir eine Vergleichbarkeit haben", sagt Peter Beer, der Generalvikar des Erzbistums. Und die gebe es "nur durch eine entsprechende Offenlegung".