Süddeutsche Zeitung

Ehrung:Ausgezeichnetes Engagement

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Bürgerpreis für Initiativen gegen rechts und für Völkerverständigung

Es sind Bilder, die um die Welt gingen: Rechtsextreme marschierten 2014 mit düsteren Gesichtern durch Wunsiedel - und mit jedem Schritt, den sie machten, floss Geld in die Kasse des Neonazi-Aussteiger-Programms "Exit". Am Wegesrand standen dabei Transparente wie "Wenn das der Führer wüsste" oder "Spenden marsch!". Auch gab es Bananen als Wegzehrung, etikettiert als "Mein Mampf". Deutschlands unfreiwilligster Spendenlauf, damit machte "Wunsiedel ist bunt", eine Bürgerinitiative gegen Rechtsextremismus, international Furore. An diesem Donnerstag wird sie nun im Landtag für ihr ebenso kreatives wie stetiges Kontrastprogramm zu Neonazi-Aufmärschen geehrt. Die Initiative erhält eine Sonderauszeichnung im Rahmen des Bürgerpreises 2016, dotiert mit insgesamt 5000 Euro.

Der Jury unter dem Vorsitz von Landtagspräsidentin Barbara Stamm liegt es in diesem Jahr offenbar am Herzen, ein Zeichen gegen Intoleranz, Ausländerfeindlichkeit und antidemokratische Aktivitäten zu setzen. So geht der erste Preis, dotiert mit 15 000 Euro, an die "Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg". 2009 gegründet, unterstützt die jetzt mehr als 300 Mitglieder umfassende Initiative zum Beispiel Kommunen, Bürgerinitiativen und Aktionsbündnisse im Kampf gegen den Rechtsextremismus. Sie ruft zu Gegendemonstrationen auf, organisiert Lichterketten, macht Plakatkampagnen. Auch engagiert sie sich in der Jugendarbeit - etwa indem sie Zeitzeugen-Gespräche ermöglicht. Das sei auch dringend nötig, sagt Doris Groß vom Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg: "Die Rechtsextremen drängen immer aggressiver in den öffentlichen Raum."

Der zweite Preis, dotiert mit 10 000 Euro, geht an zwei sehr unterschiedliche Initiativen, die aber eines eint: Sie dienen der Völkerverständigung. Und das gilt sowohl für die Schul- und Jugendarbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge als auch für das Musical "Mademoiselle Marie" der Cadolzburger Burgfestspiele, welches in einer deutsch-französischen Romanze ein besonders düsteres historisches Kapitel beleuchtet: die Auslöschung des französischen Ortes Oradour-sur-Glane durch die Waffen-SS.

"70 Jahre in guter Verfassung. Wir leben und gestalten Demokratie!" lautet das diesjährige Motto des Bürgerpreises in Anspielung auf den 70. Jahrestag der Bayerischen Verfassung. Diesem Motto werden nach Ansicht der Jury auch die dritten Preisträger gerecht. Es handelt sich dabei um die alternativen Sender "Radio Lora" in München und "Radio Z" in Nürnberg, die jeweils 5000 Euro bekommen.

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SZ vom 20.10.2016 / dm
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