Edmund Stoibers allerletzter Abschied:Mit Angela auf dem Sofa

Das hat es fast nie gegeben: Edmund Stoiber erscheint pünktlich auf seinem allerletzten Abschiedsfest, das die CSU-Landesgruppe ausgerichtet hat - und dann gesteht Stoiber, was er mit Angela Merkel auf seinem Sofa gemacht hat.

Peter Fahrenholz

Es war eigentlich wie früher. Am Eingang drängelten sich die Fotografen und Kamerateams und CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer stand zur Begrüßung bereit. Aber anders als früher ließ ihn sein Gast dieses Mal nicht ewig im zugigen Eingangsbereich der bayerischen Landesvertretung in Berlin warten. "Pünktlich, gell!", sagte Edmund Stoiber beim Eintreffen und zeigte triumphierend auf seine Uhr.

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Edmund Stoiber: "Ohne den Einfluss der CDU wäre die CSU vielleicht heute eine rechte Splitterpartei"

(Foto: Foto: Reuters)

Die CSU-Landesgruppe hatte geladen, zu den vielen Abschieden sollte Edmund Stoiber noch ein allerletzter Abschied ausgerichtet werden, jetzt, wo er schon fast zwei Monate nicht mehr in seinen Ämter ist.

Ramsauer mühte sich nach Kräften, diesen verspäteten bayerischen Abend nicht als arg verspätetes "Servus" an Stoiber erscheinen zu lassen. "So mögest du uns nach dieser Zäsur noch lange, lange erhalten bleiben", säuselte Ramsauer, was etwas merkwürdig klang. Denn der Großteil der CSU hatte sich am Ende von Stoibers monatelanger Abschiedstournee eher erleichtert gezeigt, dass Stoiber nicht doch noch erhalten blieb.

Es spielte die Altneihauser Feierwehrkapell'n aus der Oberpfalz auf und Stoiber bekam noch ein ziemlich großes Geschenk. Weil es von einem bayerischen Künstler angefertigt war, handelte es sich augenscheinlich um eine Kunstwerk. Eine Skulptur, die einen Berliner Bären darstellte, auf dessen Vorderseite ein bayerischer Löwe prangte, während die Rückseite ein Konterfei von Stoiber zierte.

Im Wolfratshauser Eigenheim wird das sperrige Teil aber nicht landen. "Dazu ist unser Haus zu klein", sagte Ehefrau Karin mit feinem Lächeln. In den langen Jahren als Bayerns First Lady hat sie gelernt, in jeder Situation die Contenance zu bewahren. Das Ding wird wohl in Stoibers neuem Büro enden, da steht ja schon die Büste von Strauß.

Anschließend zeigte Kanzlerin Angela Merkel, dass sie sich auf die Kunst der anspielungsreichen Lobrede weit besser versteht als Ramsauer. Das Kunstwerk sei ja nun in erster Linie ein Berliner Bär und der bayerische Löwe darauf wiederum blicke so freundlich drein, "dass man keine richtige Angst hat".

Stoibers Neigung, seine Gedanken stets ziemlich ausführlich auszubreiten, kleidete Merkel in die Worte, Stoiber habe auch in den späten Abendstunden immer wieder gezeigt, wie erstaunt er über die Begriffsstutzigkeit seiner Verhandlungspartner sein könne. Und auch für Stoibers Drang zu unabgesprochenen Überrumpelungsmanövern hatte Merkel eine hübsche Sottise parat. "Tage, an denen nicht so viel los ist, sind dir eher nicht so angenehm wie mir, da hast du dir immer was ausgedacht", sagte die Kanzlerin. Insgesamt seien sie beide aber doch "ein ganz gutes deutsch-deutsches Paar" gewesen.

Stoiber seinerseits zeigte sich beinahe schon altersmilde. Dass die wiederkehrende Bockigkeit seiner bayerischen Christenunion nichts als "schwesterliche Fürsorge für die CDU" sei, würde wohl jeder CSU-Chef in einem eher launigen Ambiente sagen. Aber das Eingeständnis, dass die große Schwester die CSU von einem verhängnisvollen Irrweg abgehalten hat, hat man so deutlich aus der CSU noch nie gehört. "Ohne den Einfluss der CDU wäre die CSU vielleicht heute eine rechte Splitterpartei" bekannte Stoiber. Denn "der Weg von Kreuth", wie Stoiber den Trennungsbeschluss von 1976 nannte, "wäre in das Nichts verlaufen".

Und noch ein zweites Bekenntnis hatte Stoiber parat. Zwischen ihm und Merkel hat es in Wolfratshausen nicht nur das berühmte Frühstück gegeben. "Ich werde nie vergessen, wie wir beide mal auf dem Sofa die Tagesschau angeschaut haben".

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