Süddeutsche Zeitung

Echte Trachtler auf der Wiesn:Wia samma? Fesch samma!

Ich geh' dann mal als Bayer: In weiten Teilen gleicht das Oktoberfest inzwischen einer Faschingsveranstaltung. Doch es gibt sie noch, die echten Trachtler. Die Bilder.

Manuela Antosch

Ich geh' dann mal als Bayer: In weiten Teilen gleicht das Oktoberfest inzwischen einer Faschingsveranstaltung. Doch es gibt sie noch, die echten Trachtler. Die Tracht gehört zum Oktoberfest genauso wie das Bier. Aber bei manchen Dirndl und Lederhosen braucht ein Bayer wie dieser schon viel guten Willen, um sie überhaupt noch als Tracht aus seiner weiß-blauen Heimat erkennen zu können. sueddeutsche.de hat sich auf der Wiesn auf die Suche nach echten Trachten gemacht - und ist auch fündig geworden...

Zum Beispiel bei Familie Bechteler, die in ihrer Tölzer Schützentracht auf die Wiesn gekommen ist. Die Tracht geht auf den Volksaufstand von 1705 zurück, charakteristisch sind die Mäntel der Männer. Die Familie ist im Schützenverein in Bad Tölz und trägt ihre Tracht etwa 30 Mal im Jahr: zu Festzügen, Schützen- und Familienfesten.

Er war 16 Jahre lang Vorsitzender eines Trachtenvereins, sie hat noch vier weitere Dirndl im Schrank: Diese beiden aus Rosenheim sind echte Trachten-Kenner. "Wir sind in Bayern und da sind Trachten ein alter Brauch. Es ist wichtig, dass das die Jugend weiter pflegt." Da gefallen ihnen sicher...

...Regina, Anna und Heidi (von links). Sie sind im Trachtenverein und tragen auf der Wiesn ihre Chiemgauer Tracht. Die erkennt man an den Talern am Mieder, dem Schultertuch und der Gretl-Frisur, erklärt Regina.

"Wir sind sehr heimatverbunden - und da gehören Dirndl einfach dazu", finden Angelika Recknagel, Helga Oswald und Sonja Engelhard (v.l.) aus Starnberg. Das Oktoberfest ist eine gute Gelegenheit, das zu zeigen, aber auch beim Maibaum-Aufstellen, bei der Kirchweih oder bei Hochzeiten sind für die drei Frauen Dirndl Pflicht. Da sind sie einer Meinung mit...

Sabine Sauter, Ilse Pletz und Gerti Sweekhorst (von links), die ihre Tracht gerne zu Festen oder ins Restaurant anziehen. "Es muss fesch sein und gut sitzen", sagt Gerti Sweekhorst über das perfekte Dirndl.

Auch Silvia (links) und Birgit aus Weilheim tragen ihr Dirndl gerne im Alltag, im Büro oder auf Festen. Ihr Wunsch fürs Wiesn-Outfit: kein Glitzer und nicht so kurz.

Dieses Paar findet vor allem kunterbunte Trachten schrecklich. Dazu zählt die Garmischerin auch rosa und hellblau -bei der Tracht, da ist sie streng: Besser zurückhaltend, ist ihr Motto.

Das finden auch Hannes Lorenz und Sabine Hayn. Das Paar aus Regensburg mag keine Schicki-Micki-Tracht, keine schrillen Farben und keine Cowboystiefel. Da stimmen ihnen viele zu...

Zum Beispiel Trudl und Heinz Nießen: "Manche Trachten hier schauen eher aus wie Faschingskostüme", finden sie.

Da sind diese beiden Männer aus Farchant bei Garmisch nicht so streng: "Egal wie, Lederhosen sind immer gut."

Die Münchner Monika, Christian und Sabine Rüger (von links) wissen sofort mehrere Dinge, die ihnen an vielen Trachtenträgern auf der Wiesn nicht gefallen: Dirndl zu kurz, Turnschuhe zur Lederhose, zu viel Glitzer am Kleid. "Es muss schon original sein", findet Sabine Rüger.

"Original ist mir lieber als modern", findet auch diese Dame. Allerdings zeigt sie sich toleranter als viele der anderen Befragten: "Bei jungen Frauen schaut eigentlich alles gut aus."

"Ich mag keine Dirndl, die nur zehn Euro kosten - was man meist auch noch sieht", sagt Marietta Höpker. Sie und ihren Mann Hubert Kracher stören vor allem die Accessoires der Möchtegern-Trachtler: Cowboystiefel, Turnschuhe oder Wollmützen.

"Trachten müssen schon bodenständig sein", findet diese Dame. Viele Dirndl hier auf dem Oktoberfest findet sie "kitschig und geschmacklos". Ihr elegantes schwarz-rotes Dirndl kombiniert sie mit einem roten Schultertuch. Sie ist froh, dass auch ihre Kinder und Enkel original bayerische Tracht tragen.

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