Duales System:Im Landkreis Mühldorf gibt es Gelbe Säcke nur noch auf Bezugsschein

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Sogar um Gelbe Säcke kann es Streit geben. (Foto: Claus Schunk)

Denn die Menschheit ist unersättlich - vor allem, wenn etwas kostenlos ist. Das Ziel: Dass die Müllsäcke nicht mehr für Altkleider und zum Tomatenzüchten verwendet werden.

Kolumne von Matthias Köpf

So sind sie, die Menschen, leider: Sie überfischen die Meere, blasen Gift in die Luft, plündern den Regenwald, und in Mühldorf reißen sie sich die gelben Säcke unter den Nagel. Wirtschaftswissenschaftler nennen das die Tragik der Allmende. Da gibt es einmal was kostenlos für alle, und schon lässt jeder seine Viecher so lange auf der gemeinsamen Wiese weiden, bis dort endgültig kein Gras mehr wächst. Also Nutzungsrechte zuteilen, Zertifikate handeln, Lizenzen ausstellen, Claims zuweisen. Oder Coupons ausgeben, wie es im Landkreis Mühldorf demnächst für die Gelben Säcke geschehen wird.

Zuständig dafür ist "in keinster Weise" das Landratsamt, großes Behördenehrenwort! Dort sieht man sich zwar zum Überbringen der Botschaft genötigt, zuständig seien aber das Duale System Deutschland und dessen lokaler Subunternehmer. Der sammelt die Säcke in drei oberbayerischen Landkreisen und in Ingolstadt ein. Coupons braucht es offenbar trotzdem nur in Mühldorf, wo sich die Leute womöglich besonders schamlos mit den Säcken eindecken - und zwar nicht nur, um darin ordnungsgemäß Leichtverpackungen zu erfassen.

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Stattdessen verwenden die Mühldorfer ihre Säcke laut Landratsamt auch gern für Restmüll, für Altkleider, für Laub oder gar als "Folien für Tomatenpflanzen". Kurz: "Die Möglichkeiten der Nutzung eines gelben Sacks scheinen nahezu unbegrenzt", bilanziert das Landratsamt missbilligend. Daher jetzt die Rationierung durch die Coupons.

Womöglich läge die Lösung des Problems aber gar nicht in Bezugsscheinen, sondern in Starnberg. Dort haben sich zuletzt viele Bürger über zu dünne Säcke beschwert. Denn im Landkreis Starnberg sind nicht nur die SUVs dicker als anderswo, sondern auch die gelben Säcke. So haben sie es sich vor langer Zeit herausgehandelt.

Bekommen haben sie zuletzt aber oft nur Standard-Säcke, und obwohl sich die Starnberger ausweislich ihres notorischen Wohlstands eigentlich besonders auf Raubbau aller Art verstehen müssten, können sie mit den dünnen Säcken nicht viel anfangen. Die Mühldorfer anscheinend schon, also sollten ihre gelben Säcke vielleicht gar nicht knapper, sondern dünner werden. Auf jeden Fall zu dünn fürs Tomatenzüchten.

© SZ vom 18.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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