Drogen-Affäre in Kempten:Polizist will Koks zu Schulungszwecken besessen haben

Jahresbilanz der Bundesfinanzdirektion Nord

Sichergestelltes Kokain.

(Foto: dpa)

Neue Erkenntnisse zu dem Rauschgift-Skandal beim Polizeipräsidium in Kempten: Der Drogenfahnder, der mit 1,6 Kilogramm Kokain erwischt wurde, will den Stoff lediglich zu Schulungszwecken besessen haben. Unklar ist noch, ob er Verbindungen zur Mafia hatte.

Im Fall des Kokain-Skandals um den Chef der Allgäuer Rauschgiftfahndung liegen erste Ermittlungsergebnisse vor. Demnach will der in Untersuchungshaft sitzende Polizeibeamte die mehr als 1,5 Kilogramm Kokain lediglich zu Schulungszwecken besessen haben. Die Staatsanwaltschaft hält diese Version aber für wenig glaubhaft.

Der Beamte aus Kempten sitzt seit drei Wochen wegen Drogenbesitzes in Untersuchungshaft. Kokain in dieser Menge kann je nach Reinheitsgrad einen Marktwert von einer Viertelmillion Euro haben.

Zum Ergebnis der Blutproben, die von dem 52-Jährigen nach der Festnahme genommen worden waren, wollte sich die Ermittlungsbehörde nicht äußern. Der Mann war womöglich betrunken und unter Drogeneinfluss nach einem massiven Ehestreit mit dem Auto geflüchtet.

Der Polizist habe aber in einer Vernehmung zugegeben, Drogenkonsument zu sein, bestätigte Thomas Steinkraus-Koch von der Münchner Staatsanwaltschaft einen Bericht der Augsburger Allgemeinen.

An den Angriff auf seine Ehefrau, die den Skandal ins Rollen brachte, will sich der Drogenfahnder nicht mehr erinnern. Bei seiner Befragung räumte er nur ein, dass es daheim einen Streit gegeben habe, der eskaliert sei - nach den Ermittlungen kein Einzelfall.

Nach der Festnahme waren die Diensträume des 52-Jährigen durchsucht worden. Dabei wurde im Büro des Polizisten Kokain gefunden. Steinkraus-Koch stellte klar, dass das Rauschgift nicht im Spind des Mannes lag, wie es zunächst geheißen hatte. Zur Herkunft der Droge schweigt der Verdächtige. Seine Behauptung, er habe das Kokain zur Schulung von Kollegen und anderen Dienststellen gehabt, sei aber "nicht plausibel", betonte Steinkraus-Koch. Dafür sei die Drogenmenge zu groß.

Die bisherigen Ermittlungen ergaben keine Anhaltspunkte für Verbindungen des obersten Drogenfahnders im Allgäu zur Mafia oder zur organisierten Kriminalität. Dies treffe auch auf einen möglichen Zusammenhang des Kemptener Falles mit der Suspendierung zweier Neu-Ulmer Ermittler zu, erläuterte Steinkraus-Koch.

Der Leiter der Drogenfahndung in Kempten war Mitte Februar wegen des Besitzes von 1,5 Kilogramm Kokain verhaftet worden. Seine Ehefrau hatte die Polizei nach einem Familienstreit alarmiert.

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