Drei Tote nach Unfall mit Geisterfahrerin:Wie in einem merkwürdigen Film

Rätselhafte Geisterfahrt: Eine Frau fährt auf der A73 gegen ein Auto. Drei Menschen, darunter die Fahrerin, sterben. Ein Mädchen ringt mit dem Tod. Vor dem Unfall hatte die Frau noch getankt. Ohne zu zahlen - und nackt.

Olaf Przybilla

Unfall mit Geisterfahrerin - drei Tote

Der rote Renault der 31-Jährigen ist völlig deformiert.

(Foto: dpa)

Die Polizei wurde am Dienstagfrüh alarmiert, da aber klang der Fall noch nicht dramatisch. Kurz vor Sonnenaufgang war eine junge Frau auf das Areal einer Tankstelle im Süden der Stadt Coburg gefahren. Sie tankte ihren Wagen voll, bezahlte aber nicht.

Die Angestellten verständigten die Polizei, und was sie erzählten, klang wie aus einem sehr merkwürdigen Film: Die Frau sei an diesem kühlen Morgen vollständig nackt aus ihrem Auto gestiegen. Und als man sie ansprach, wegen der nicht bezahlten Rechnung, habe sie beim Einsteigen etwas von "Gott" gesagt.

Wie genau der Wortlaut war, sagt ein Polizeisprecher, sei nicht ganz klar. Auf jeden Fall kam die alarmierte Streife zu spät. Nur das Nummernschild des roten Renault konnte man auf den Aufzeichnungen der Tankstelle erkennen. Die Frau war weg.

45 Minuten später ging wieder ein Notruf bei der Polizei ein, wieder ging es um den roten Renault. Die Frau war von Coburg aus in Richtung Nürnberg gefahren, auf dem Rücksitz saßen ihre beiden Kinder. Auf der A73, dem sogenannten Frankenschnellweg, fuhr die 31-Jährige in falscher Richtung.

Nach drei Kilometern prallte sie dort zwischen den Anschlussstellen Bamberg-Süd und Hirschaid frontal auf ein entgegenkommendes Fahrzeug. Die Mutter und ihre sieben Jahre alte Tochter waren sofort tot. Die andere Tochter wurde aus dem Fahrzeug geschleudert, sie erlitt schwerste Kopfverletzungen. Am Mittwoch rang die Vierjährige mit dem Tod.

Der Fahrer des entgegenkommenden Wagens, ein 25 Jahre alter Mann aus Sachsen, war ebenfalls sofort tot. Sein Beifahrer erlitt schwere Verletzungen und wurde in eine Klinik eingeliefert. Auf der Gegenfahrbahn fuhr ein Wagen kurze Zeit später über Fahrzeugteile, die über die Leitplanke geschleudert waren. Der Wagen kam von der Fahrbahn ab, überfuhr ein Verkehrszeichen. Der Fahrer blieb unverletzt.

Offenbar habe sich die alleinerziehende Mutter in einer "psychischen Ausnahmesituation" befunden, formuliert ein Polizeisprecher. Die 31-Jährige aus Coburg lebte allein mit ihren beiden Töchtern, am Tag vor dem Unfall war es im Haus der Frau zu einem familiären Streit gekommen. Die Polizei war hinzugerufen worden. Nachdem sich die Sache dem Anschein nach wieder beruhigt hatte, habe allerdings "kein Anlass bestanden, darüber hinaus einzugreifen", sagt der Polizeisprecher.

Ob es sich bei dem Unfall möglicherweise um einen erweiterten Suizid gehandelt hat, ist nun Gegenstand der Ermittlungen. Einen Abschiedsbrief der Frau fanden die Ermittler nicht. Von einer psychischen Erkrankung der Frau sei ebenfalls nichts bekannt, sagt der Polizeisprecher. Auch sei nicht klar, ob die beiden Kinder im Wagen angeschnallt waren. Der völlig deformierte Zustand des Wagens lasse Aussagen darüber bislang nicht zu.

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