Drei Priester im Musikgeschäft:Pater Pop

Drei Priester wollen mit Kirchen-Pop die Musikcharts stürmen. Pater Vianney Meister vom Kloster Sankt Ottilien über "O Haupt voll Blut und Wunden" als Hitgranate, seine Vorliebe für Abba, den Umgang mit Groupie-Post - und die Frage, was er mit dem Erlös der CD machen will.

Tobias Dorfer

Ist Kirchenmusik chartskompatibel? Drei Priester wollen mit geistlicher Musik die Hitparaden stürmen. Dafür haben Pater Vianney Meister aus dem Kloster Sankt Ottilien, Abt Rhabanus Petri aus Vilshofen an der Donau und der Wiener Diözesanpriester Andreas Schätzle Lieder aus dem Gotteslob gehörig entstaubt und mit modernen Rhythmen versehen. Herausgekommen ist eine Kirchen-Pop-CD, auf der neben Oh Haupt voll Blut und Wunden und einer Song-Vertonung von Friedrich Smetanas Moldau auch eine Coverversion von Leonard Cohens Hallelujah zu hören ist. Ihren ersten großen Auftritt haben die drei Priester am Samstagabend bei der ZDF-Show von Carmen Nebel - zusammen mit Nana Mouskouri, Peter Maffay und Hansi Hinterseer. Ein Gespräch mit Pater Vianney Meister, der im Kloster Sankt Ottilien sonst das Internat und die Mönchsschola leitet.

Kirchenlieder als Popsongs - Drei Priester auf CD

Fernsehshow statt Gottesdienst: Am Samstag stellen Vianney Meister, Rhabanus Petri und Andreas Schätzle (von links) ihre Pop-CD bei Carmen Nebel vor.

(Foto: dpa)

sueddeutsche.de: Pater Vianney, welches Lied ist anspruchsvoller: Satisfaction von den Rolling Stones oder den Choralgesang Salve Regina?

Pater Vianney: Ich würde sagen, die beiden Lieder können im Bezug auf ihre musikalische Qualität durchaus miteinander konkurrieren.

sueddeutsche.de: Sie vereinen nun moderne Musik mit Chorälen. Zusammen mit Abt Rhabanus Petri aus Schweiklberg und dem Wiener Diözesanpriester Andreas Schätzle haben Sie eine CD mit Kirchen-Pop aufgenommen. Eignet sich Oh Haupt voll Blut und Wunden als Chartsstürmer?

Pater Vianney: Warum nicht? In Österreich, Irland und Frankreich haben Priester bereits sehr erfolgreiche Platten veröffentlicht. Aber keine Angst: Die Machart unserer Lieder ist völlig anders als im Gotteslob. Im Nachhinein, würde ich sagen, ergibt das eine richtige Liturgie.

sueddeutsche.de: Friedrich Smetanas Moldau und die "Ode an die Freude" sind aber nicht als sakrale Musik bekannt.

Pater Vianney: Wieso denn? Die Ode an die Freude als Ode an das Leben passt doch perfekt. Und die Moldau ist eine unglaublich intime und herzensberührende Musik, die wollten wir unbedingt auf der CD haben. Leider hat Friedrich Smetana das als reines Instrumentalstück komponiert. Deshalb habe ich mir einen lateinischen Text ausgedacht und das Ganze auf 3:20 Minuten verkürzt.

sueddeutsche.de: Am Samstagabend haben Sie in der ZDF-Show von Carmen Nebel Ihren ersten großen Auftritt. Sind Sie schon aufgeregt?

Pater Vianney: Nicht wirklich. Wir hatten ja schon einige Pressetermine und sind den Rummel inzwischen gewöhnt. Heute Vormittag habe ich E-Mails gecheckt. Da kam die Bitte nach fünf signierten Autogrammkarten. Unglaublich. Jetzt muss ich erst einmal schauen, wie wir das organisieren. Nicht dass ich ab jetzt jeden Tag Karten verschicken muss. Aber vielleicht hilft mir ja dabei auch der Verlag.

sueddeutsche.de: Immerhin haben Sie keine Heiratsanträge bekommen.

Pater Vianney (lacht): Das stimmt. Hiermit stelle ich klar: Aus meinem Orden austreten und Heiraten kommt nicht in Frage. Wobei...

sueddeutsche.de: Ja?

Pater Vianney: Eigentlich mag ich Hochzeiten. Nur als Ehemann stehe ich eben nicht zur Verfügung. Aber Trauungen halte ich sehr gerne. Immer wieder kommen Menschen ins Kloster, die für ihre Hochzeit einen dynamischen Priester suchen. Da darf ich dann meistens einspringen. Sie sehen also, ich habe kein Problem damit, öffentlich aufzutreten. Deshalb freue ich mich auch sehr darauf, bei Carmen Nebel auf einer Bühne zu stehen und vor Menschen zu singen.

"Unheilig macht gute Musik"

sueddeutsche.de: Einigen Millionen Menschen, um genau zu sein. Wissen Sie, wer außer Ihnen noch auftritt?

Pater Vianney: Nicht wirklich. Man sagte mir etwas von Hansi Hinterseer und Nana Mouskouri.

sueddeutsche.de: Stimmt. Und Peter Maffay.

Pater Vianney: Ach, der Peter Maffay, der soll ja ganz gut sein. Hat der nicht auch eine neue CD herausgebracht?

sueddeutsche.de: Der steht mit Tabaluga und die Zeichen der Zeit ganz oben in den Charts. Würden Sie diese CD auch kaufen?

Pater Vianney: Ich persönlich stehe vor allem auf Abba und die Beatles. Mein Lieblings-Kirchenlied ist Großer Gott, wir loben dich.

sueddeutsche.de: Ein Teil des Erlöses ihrer CD geht an ein Heim für Waisenkinder in Tansania. Bekommen Sie vom Rest auch etwas ab?

Pater Vianney: Ja, den Rest teilen wir drei unter uns auf. Wir Benediktiner leben wir jedoch in Gütergemeinschaft. Das heißt, ich muss meine Einnahmen bei der Verwaltung abgeben. Aber wenn ich Geld brauche, dann bekomme ich immer etwas. Und meine Mitbrüder sollen ja auch etwas von dem Erlös haben.

sueddeutsche.de: Die müssen ja auch mehr arbeiten, wenn Sie als Popstar Karriere machen.

Pater Vianney: Stimmt - und das Projekt war schon zeitintensiv. Ich stand von neun Uhr morgens bis abends um zehn im Studio in Unterföhring. In der Schola zuhause musste ein Mitbruder meinen Dienst übernehmen. Und wenn ich an zukünftige Auftritte denke, dann muss im Internat auch eine Vertretung her.

sueddeutsche.de: Apropos Internat: Was sagen denn Ihre Schüler zum zweiten Job ihres Leiters?

Pater Vianney: Die sagen, sie finden es geil. Glauben Sie mir, meine Schüler hören nicht nur Lady Gaga.

sueddeutsche.de: Thorsten Brötzmann hat Sie im Studio unterstützt, der Produzent von "Unheilig". Ist das kein schlechtes Omen?

Pater Vianney: Wegen des Namens? Nein. Ich finde, der Graf macht gute Musik. Er berührt die Menschen mit seinen Texten und Melodien. Nichts anderes wollen wir mit unseren Liedern erreichen. Wir sind zwar Missionsbenediktiner - aber unser Ziel ist nicht, dass die Menschen wegen dieser CD in Massen in die Kirchen rennen. Vielleicht denken sie ein wenig über den Glauben nach und kommen auf die Spur Gottes. Das würde mir schon reichen.

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