Mittelfranken:Umstrittener Youtuber "Drachenlord" ist ausgezogen

Lesezeit: 2 min

Der "Drachenlord" Rainer Winkler stand vor Gericht - Anti-Fans von ihm, sogenannte Hater, allerdings auch. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Sein Heimatdorf Altschauerberg war seit Jahren Anziehungspunkt für sogenannte Hater - immer wieder war die Lage vor seinem Hof eskaliert. Nun hat Rainer Winkler den Ort verlassen.

Von Clara Lipkowski, Altschauerberg

Der umstrittene Youtuber Rainer Winkler, der als "Drachenlord" im Internet auftritt, ist aus seinem Haus in Altschauerberg in der Gemeinde Emskirchen ausgezogen. Davon berichtet der 32-Jährige in einem Video. Er verlasse das Haus "nach über 32 Jahren", sagt er. Die Polizei Mittelfranken bestätigte am Dienstag den Auszug von Montag. Auf einem Handyvideo, das kursiert, sind Einsatzkräfte auf dem verwahrlosten Grundstück zu sehen.

Das Haus war in den vergangenen Jahren immer wieder Anziehungspunkt sogenannter Hater. Regelmäßig kam es zu Eskalationen zwischen Rainer Winkler und seinen Anti-Fans, täglich fuhr die Polizei zu Einsätzen zu dem Haus.

Teilnehmer einer Hass-Demo gegen den "Drachenlord" in dessen Heimatdorf. Von dort ist er weggezogen. (Foto: David Oßwald/dpa)

Zuletzt verteilte die Polizei deshalb Platzverweise. So sollte sich die Situation für Winkler aber auch für Anwohnende beruhigen. Dessen ungeachtet kamen weiter Menschen angereist.

Zwischenzeitlich hatte Winkler in einem seiner Videos angekündigt, er müsse bis 5. Januar ausziehen. Ihm zufolge hatte die Gemeinde Emskirchen das Haus gekauft. Die äußerte sich bislang strikt nicht, am Dienstagnachmittag teilte Bürgermeisterin Sandra Winkelspecht dann mit, das Haus sei bereits entrümpelt und werde "zeitnah abgerissen". "Die Räumung lief absolut reibungslos ab", Winkler habe sich an den vereinbarten Auszugstermin gehalten.

Knapp 200 000 Follower, die meisten "Anti-Fans"

Rainer Winkler streamt und lädt auf Youtube Videos hoch, wie er Videospiele spielt und diese kommentiert - oder von sich selbst, wenn er sich zu Alltagsgeschehen, Kosmetik oder politischen Ereignissen äußert, teils auch frauenfeindlich, teils werden ihm antisemitische Kommentare vorgeworfen. Während seiner Streams stellen User Fragen oder kommentieren selbst, darauf antwortet Winkler, beschimpft User teilweise. Derzeit hat er knapp 200 000 Follower. Mit seiner Internetaktivität, so sagt er es im Netz, finanziert er seinen Lebensunterhalt.

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Seit er seine Adresse online veröffentlicht und später Plakate auf seinem Grundstück verkauft hat, "pilgern" Follower in das 40-Seelen-Dorf Altschauerberg, die meisten von ihnen "Hater". Sie stehen dann an seinem Zaun, machen Fotos und Videos, rufen nach ihm, er solle sich zeigen. Oft schreit er sie ausdauernd an.

Nun veröffentlichte Winkler ein Video von Sonntagnacht, in dem er eine "Room-Tour" durch sein Haus macht, "die letzte", wie er sagt. Er wolle dies lieber selbst tun, bevor es "Hater" täten, sagt er darin. Er zeigt sein Bad, sein Bett, Müll, der herumliegt.

Wo sich Winkler nun aufhält, ist unklar. Er hatte zwischenzeitlich eine "Hotel-Tour" angekündigt. "Hatern" zufolge, die anonym bleiben wollen, ist eine Art Jagd auf ihn entstanden. Sie wollen Winkler bereits in einem Hotel aufgespürt und ihn in seinem Geländewagen verfolgt haben.

Während man in Altschauerberg endlich auf Ruhe hofft, wird zu einem Gerichtstermin Ende März in Nürnberg großer Zulauf von "Hatern" erwartet. Dann geht eine Gerichtsverhandlung gegen den Youtuber in die nächste Instanz: Winkler war vergangenes Jahr zu zwei Jahren Haft verurteilt worden, unter anderem wegen Körperverletzung gegenüber "Hatern" und Beleidung von Polizisten. Dagegen hatten sowohl er als auch die Staatsanwaltschaft Rechtsmittel eingelegt.

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