Süddeutsche Zeitung

Donaulied:"Würden das so nie von unseren Musikern spielen lassen"

Die Rechteinhaber der entschärften Version des Donauliedes distanzieren sich klar von sexistischem und gewalttätigem Originaltext.

In der Diskussion um das umstrittene Donaulied melden sich jetzt die Rechteinhaber einer entschärften Version zu Wort. Sie könnten die Bedenken nachvollziehen, "denn auch wir finden den ursprünglichen Text mehr als bedenklich und würden das so nie von unseren Musikern spielen lassen", heißt es in einer Mitteilung der Rechteinhaber Dirk Wöhrle und Klaus Hanslbauer. Gewalttätige Szenen zu besingen, habe auf keiner Bühne etwas zu suchen, betonten sie. "Natürlich geht es in Festzelten etwas derber zu, aber unser Text hat absolut nichts mehr mit Gewalt zu tun", sagte Wöhrle.

Gleichzeitig verwiesen sie aber darauf, dass sie genau deshalb bereits vor Jahren die entsprechende Passage im Originaltext, in der es um die Vergewaltigung eines am Donau-Ufer schlafenden Mädchens geht, geändert hätten. Die neue Fassung aus dem Jahre 2012 sei auch bei der Gema angemeldet worden. Partysänger Mickie Krause habe diese Version auf CD eingespielt, zudem werde es von Wöhrles Band Hofbräu-Regiment sowie von weiteren Partybands gespielt. Diese Version ist ihrer Ansicht nach häufiger zu hören als das Lied mit Originaltext, gegen den sich die Studentin Corinna Schütz mit einer Online-Petition wehrt. Der Text normalisiere sexuelle Gewaltfantasien gegen Frauen, argumentiert sie.

Die Petition ist mittlerweile von mehr als 33 000 Unterstützern unterzeichnet worden. Auch in Regensburg und Straubing gibt es mittlerweile Petitionen mit dem Ziel, auch auf dem Gäubodenvolksfest und auf der Regensburger Dult solle das Volkslied mit dem sexistischen Text künftig nicht mehr gesungen werden.

Die Resonanz auf die "Aktion gegen Bierzelt-Sexismus" sei enorm, hatte Schütz Anfang Juni gesagt. Auch der Passauer Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) wurde um Unterstützung gebeten, damit künftig bei Volksfesten auf das Donaulied verzichtet wird. Dupper meldete sich via Instagram zu Wort: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir bei gutem Willen aller Beteiligter in Zukunft die Passauer Dulten ohne dieses Lied feiern können." In Passau hat sich allerdings auch Widerstand formiert. Mit der Petition "Rettet das Donaulied" setzen sich vier Männer für den Erhalt ein. Die Initiatoren argumentieren, das Lied gehöre zur Bierzelt- und Kneipenstimmung. Sie sind sich sicher, dass kein Mensch bei diesem Lied an eine Vergewaltigung gedacht habe und dass der Text keinen Einfluss auf Straftaten habe. Dürfe man dieses Lied nicht mehr singen, müsse man auf 80 Prozent der Volksfestlieder verzichten. "Wo fangen wir an und wo hören wir auf?!" Ausdrücklich distanzieren sich die Männer von Beleidigungen gegen Corinna Schütz. "Wir appellieren an alle. Lasst das sein!" Auch sie seien bereits auf das Übelste beschimpft worden. "Wir wünschen uns, dass wir mit allen Verantwortlichen auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Von OB Jürgen Dupper wünschen wir uns, dass er sich unsere Meinung und unsere Argumente auch erst mal anhört."

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SZ vom 13.06.2020 / dpa, SZ
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