Süddeutsche Zeitung

Schwarzenbach:Mit Donald & Co. gegen schlechte Laune

Lesezeit: 1 min

Das Museum für Comic und Sprachkunst im Erika-Fuchs-Haus zeigt mit verschiedenen Ausstellungen, dass Humor gerade in Krisenzeiten Konjunktur hat.

Krisen sind gute Zeiten für den Comic: Das merkt man im Erika-Fuchs-Haus, dem Museum für Comic und Sprachkunst in Schwarzenbach an der Saale (Landkreis Hof). Bisher sei das 2015 eröffnete Haus gut durch die Wirtschaftskrise gekommen, sagt Museumsleiterin Joanna Straczowski. Inzwischen kämen wieder ähnlich viele Besucher wie vor der Corona-Pandemie.

Auch der Schaffenskraft schadet die Lage nicht, wie Straczowski verdeutlicht: Noch bis April läuft die Ausstellung "Die besten deutschen Comics". Sie ist den Trägern des Max-und-Moritz-Preises gewidmet, den die Stadt Erlangen jährlich verleiht. Derzeit zeigt das Haus zudem eine Wanderausstellung über Erich Ohser (1903-1944). Der Zeichner wurde unter dem Pseudonym e. o. plauen mit seinen "Vater und Sohn"-Bildergeschichten berühmt. Die Werkschau "e.o.plauen - und sein Ich im Comic" erforscht, wie sich Ohser in seinen Comics selbst verewigte.

Im Sommer stellt das Museum afrikanische Comics zum Kolonialismus aus. "Es ist ein interessanter Perspektivwechsel", sagt Straczowski. Afrikas Comicszene sei sehr digital organisiert. Viele Werke würden über das Internet verbreitet anstatt gedruckt, so Straczowski. Die Winterausstellung dreht sich um "100 Jahre Walt Disney". Im Oktober 1923 gründeten Walt und Roy Disney die "Walt Disney Company", die Helden wie Mickey Mouse und Donald Duck hervorbrachte.

Ohne diese gäbe es kein Erika-Fuchs-Haus. Erika Fuchs (1906-2005) wurde als Übersetzerin der Donald-Duck-Comics berühmt. Sie tat dies mit Sprachwitz, Lautmalerei, Zitaten und Anspielungen, die nicht immer als solche erkannt wurden. Wörter wie "Ächz", "Stöhn" oder "Seufz", die menschliche Laute oder Gefühlsregungen ausdrücken, gingen aus den Comic-Übersetzungen als "Erikative" in den allgemeinen Sprachgebrauch über. Nach ihrer Hochzeit 1932 zog die gebürtige Rostockerin mit ihrem Mann in dessen Heimat Schwarzenbach an der Saale. In dem Städtchen blieb Erika Fuchs bis zum Tod ihres Mannes 1984 und zog dann nach München. 2015 eröffnete in Schwarzenbach das Erika-Fuchs-Haus. Dem Museum verdankt die Stadt den Beinamen "Entenhausen".

Die Dauerausstellung zeigt auf 600 Quadratmetern in sieben Räumen das Leben und Werk von Erika Fuchs und ordnet es in die Comic-Historie ein. In einem Raum ist Entenhausen nachgebaut, die Heimat von Dagobert und Donald Duck sowie der Neffen Tick, Trick und Track. Daneben zeigt das Museum wechselnde Sonderausstellungen. Nach Angaben von Straczowski kommen pro Jahr rund 15 000 Menschen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum ins Erika-Fuchs-Haus.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5767270
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/DPA
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.