Süddeutsche Zeitung

DNA-Spuren:Polizei: Bei Böhnhardt und Peggy womöglich identisches Gerät bei Spurensicherung verwendet

  • Polizei und Staatsanwaltschaft hegen Zweifel an einer Verbindung zwischen dem NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und dem Mordfall Peggy.
  • Wie die Ermittler in Bayreuth mitteilten, soll bei neuen Untersuchungen die mögliche Kontamination eines Spurensicherungsgeräts mit der DNA Böhnhardts geprüft werden.

Nach dem Fund einer DNA-Spur des mutmaßlichen NSU-Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt am Fundort der getöteten Schülerin Peggy haben die Ermittler Hinweise auf eine Verunreinigung. Es hätten sich "mögliche Anhaltspunkte dafür ergeben, dass durch die mit der Spurensicherung in beiden Fällen befasste Tatortgruppe der Polizei in Thüringen teilweise identisches Spurensicherungsgerät verwendet wurde", teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag in Bayreuth mit.

Eine Aussage zur Qualität der Spurensicherung und einer möglichen Kontamination könne aber erst nach weiteren umfassenden und zeitaufwendigen Ermittlungen getroffen werden. Zuvor hatte der SWR auf Twitter gemeldet, dass die DNA-Spur von Böhnhardt im Mordfall Peggy "möglicherweise ein Fehler der Tatortgruppe des LKA Thüringen" gewesen sei. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es aber zunächst nicht.

Mögliche Verunreinigung durch einen Meterstab?

Spiegel Online und der Bayerische Rundfunk berichten von einer möglichen Verunreinigung der DNA-Spuren durch einen Meterstab, der am Fundort verwendet wurde. Das Messgerät sei nahezu unverwechselbar und von einer Beschaffenheit, die es "nur einmal gibt", zitiert der Spiegel aus Ermittlerkreisen. Für die Fahnder sei es nun offenbar vorstellbar, dass eine Körperzelle des toten Böhnhardt mit diesem Meterstab an den Fundort von Peggy übertragen wurde, heißt es in dem Bericht.

Ein Sprecher des im Fall Peggy zuständigen Polizeipräsidiums Oberfranken wollte die Berichte zunächst nicht bestätigen. Zuletzt hatte die federführende Staatsanwaltschaft Bayreuth eine Verunreinigung der Probe nicht ausgeschlossen. Die Ermittler wollten daher den Weg der Spur genau nachvollziehen. Es müsse zweifelsfrei ausgeschlossen werden, dass die DNA-Spur per Zufall oder aus Versehen mit dem Fall Peggy in Verbindung gebracht wurde. "Wir überprüfen alles akribisch im Rahmen der Qualitätssicherung", sagte Potzel.

Peggy war 2001 auf dem Heimweg von der Schule spurlos verschwunden (lesen Sie hier eine Chronologie des Falls). Im Juli wurde zufällig in einem Waldstück in Thüringen ihr Skelett gefunden. Am Fundort wurde nach den bisherigen Mitteilungen der Ermittler auch DNA festgestellt, die Böhnhardt zuzuordnen ist.

Seit Bekanntwerden dieses möglichen Zusammenhangs weitete die Polizei die Ermittlungsarbeiten in diesem zu den rätselhaftesten Mordfällen in Deutschland zählenden Fall wieder erheblich aus. Auch in vielen anderen Bundesländern prüfen Ermittler derzeit einen möglichen Zusammenhang zwischen ungeklärten Kindermorden und Böhnhardt.

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