"Disneyland" Krün:Ein Weißbier für Fahimi

G7-Gipfel 2015 - Krün

Empfingen Anfang Juni Angela Merkel und Barack Obama vor dem G-7-Gipfel: die Bürger von Krün.

(Foto: dpa)

Josef Winzinger ist sauer: Der Vorstand des Trachtenvereins Krün wüsste gerne, was SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi meinte, als sie den Empfang für Barack Obama beim G-7-Gipfel als "Disneyland" bezeichnete.

Kolumne von Sebastian Beck

Gut vier Wochen lang haben Josef Winzinger und seine Trachtenfreunde auf Antworten gewartet - vergebens. Jetzt ist er sauer: "Man sieht daran, wie man von anderen wahrgenommen wird." Weder SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi noch Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter haben sich bisher bei ihnen auf den Brief gemeldet.

Dabei würde Josef Winzinger, der Vorstand des Trachtenvereins Krün, gerne wissen, wie das die beiden Politiker mit dem "Disneyland" gemeint hatten: Als US-Präsident Barack Obama Anfang Juni in Krün seinen historischen Weißbier-Auftritt absolvierte, standen die Einheimischen mit Lederhosen und Dirndl Spalier. In Berlin mokierte sich danach Fahimi mit herablassendem Tonfall, das sei "ein bisschen zu viel Disneyland" gewesen, sie fühle sich an das ein oder andere "Asterix-Comicbuch" erinnert. Hofreiter äußerte sich ähnlich.

Eine Beleidigung lässt sich "besten Willen nicht ableiten"

Gebirgsschützen, Musiker und Trachtler hingegen fühlten sich lächerlich gemacht und verfassten ein Schreiben an die beiden Politiker: "Bei diesem Frühschoppen hat sich Krün in einer Weise dargestellt, wie dies an allen Festtagen geschieht: Man zieht sein Festtagsgewand (keine Verkleidung!) an."

Fahimis Sprecher Steffen Hebestreit mühte sich am Mittwoch mit der Exegese der Worte seiner Chefin: Eine Beleidigung oder Herabwürdigung "der Trachtenvereine aus Krün oder für das Allgäu" lasse sich beim "besten Willen aus ihrer Bemerkung nicht ableiten". Zu kurz gekommen seien der Generalsekretärin bei der Inszenierung "Innovationskraft, Modernität und Vielfalt". Zur Lederhose gehörten auch der Laptop, das Windrad oder der Flugzeugbau.

Nun könnte man darüber streiten, ob man in Krün für Obama noch schnell ein Windrad hätte aufstellen sollen. Jedenfalls kündigte Hebestreit an, eine Beantwortung des Briefs sei in der Mache. Die Einladung zum Gaufest in Krün am 17. Juli habe Frau Fahimi leider aus Termingründen nicht wahrnehmen können. Offenbar hat er dabei übersehen, dass sie erst für nächstes Jahr ausgesprochen wurde. Da sollte doch noch Platz im Terminkalender sein. Andererseits: Krün und Wallgau waren für SPD und Grüne schon immer verlorenes Terrain, und sie werden es wohl auch bleiben.

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