Die Woche in Bayern:Risikofaktor Söder, schnippischer Schweinsteiger, blasse Minister

Söder verleiht Verdienstorden an Schweinsteiger

Fußballspieler Bastian Schweinsteiger hat in dieser Woche den Bayerischen Verdienstorden verliehen bekommen. Ministerpräsiden Markus Söder hätte sich den Termin vermutlich nett vorgestellt (siehe unten).

(Foto: dpa)

Was in der bayerischen Politik los war - ein Rückblick.

Von Katja Auer

Mit der Landtagswahl am 14. Oktober enden - ganz unabhängig vom Wahlergebnis - einige lange politische Karrieren. 40 Abgeordnete aus allen Parteien treten nicht mehr an, zwei davon saßen 40 Jahre lang im Parlament. Peter Paul Gantzer von der SPD ist der eine, mit 79 Jahren ist er nicht nur der an Dienst-, sondern auch an Lebensjahren älteste Abgeordnete. Als Notar, Oberst der Reserve und leidenschaftlicher Porschefahrer entspricht er so gar nicht dem Klischee eines Sozialdemokraten. Mehr als 50 Jahre Parteizugehörigkeit wiederum sprechen für sich.

Der andere ist Erwin Huber und der ist vielleicht der klassischste CSUler überhaupt. Seine ganze Arbeitskraft hat er seiner Partei gewidmet, in ungezählten Ämtern und als er im höchsten, als Parteichef, scheiterte, da trat er zurück in die zweite Reihe und ackerte weiter. Nun, mit 72, tritt er noch einen Schritt zurück. Wir haben zusammengefasst, wer sich aus dem Landtag verabschiedet. In ein paar Wochen werden wir Ihnen dann die neuen Gesichter vorstellen. Darunter werden wahrscheinlich viele neue sein, auch viele von der AfD, für diese Vorhersage braucht es keine ausgeprägten hellseherischen Fähigkeiten. Die Partei steht in allen Umfragen stabil bei gut zwölf Prozent und selbst wer den Demoskopen noch so skeptisch gegenüber steht, wird einen gewissen Zuspruch der Wähler nicht leugnen können.

Die CSU dagegen hat in dieser Woche einen historischen Tiefpunkt erreicht, 36 Prozent. Das macht viele Funktionäre ratlos, sie wissen nicht recht wohin im Wahlkampf. Zumal es in den Bierzelten gut läuft für Ministerpräsident Markus Söder. Als ob es zwei Parallelwelten gäbe für die CSU in Bayern.

Bei der SPD wiederum ist es recht eindeutig, weder im Bierzelt noch bei den Umfragen bricht große Euphorie los. Doch die Genossen bleiben tapfer und betonten sogar gerade erst, dass der Wahlkampf richtig gut laufe. Die Agentur von Kai Wasserhövel soll dabei helfen, das in Stimmen umzuwandeln.

Stimmen erhofft sich Markus Söder bestimmt von den Empfängern seines neu geschaffenen Familiengeldes, das jetzt gerade zum ersten Mal ausbezahlt wird. Ein hübscher Zuschuss für Familien sollte das sein und zwar für alle, egal wie viel Geld sie verdienen, egal wie sie ihre Kinder betreuen. Ob das so aufgeht, ist aber längst noch nicht raus, denn der Bund will das Familiengeld auf Hartz IV angerechnet sehen. Dabei sollte der Staatsregierung zufolge doch gerade bedürftigen Familien der Bonus zugute kommen.

Wie es ausgeht, ist offen. Bayern zahlt aus, der Bund mahnt und am Ende könnte die Sache vor Gericht enden. Die Leidtragenden könnten dann die Familien sein, die das Geld - immerhin bis zu 300 Euro pro Monat und Kind - wieder zurückzahlen müssten. Vor der Landtagswahl wird es darüber aber vermutlich keine Entscheidung geben.

Genießen Sie das Wochenende und die letzte Ferienwoche, wer noch nichts vorhat, kann sich am Montag die gesammelte Politikprominenz beim Abensberger Gillamoos anschauen. Das ist eine Mischung aus politischem Aschermittwoch und Gäubodenfest und in diesem Jahr auch noch der Wahlkampfauftakt in Bayern.

WAS WAR LOS IN BAYERN?

"Wir sind alle kampfesmutig ohne Ende" Die SPD lässt sich von schlechten Umfragewerten nicht beirren. Der Wahlkampf laufe "richtig gut", sagt Generalsekretär Uli Grötsch. Zum Artikel

Das bayerische Familiengeld ist ein Geschenk für Eltern und Juristen Die Staatsregierung verteilt mit großer Geste ihre ersten Bescheide für das Familiengeld. Weil der Bund es für rechtswidrig hält, wird es wohl schon bald die Sozialgerichte beschäftigen. Zum Artikel

Söder gilt in der Münchner CSU als Risikofaktor Die CSU könnte Prognosen zufolge drei von neun Stimmkreisen an die Grünen verlieren. Was plant Markus Söder für die Landeshauptstadt? Zum Artikel

CSU-Politiker werben für Koalition mit AfD - großer Widerspruch aus Partei Der Vorschlag Erlanger Politiker stößt sowohl in der Parteispitze als auch in der Basis auf Kritik. Doch wer sonst Partner werden soll, darüber gehen die Meinungen auseinander. Zum Artikel

Abgasstreit: Justiz prüft Erzwingungshaft gegen bayerische Politiker Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof erwägt drastische Maßnahmen, um Fahrverbote in München durchzusetzen. Sogar Ministerpräsident Söder könnte es treffen. Zum Artikel

DAS KOMMT AUF UNS ZU

Wenn der September beginnt, heißt das für viele junge Menschen: weniger Freizeit, viel Arbeit. Denn das neue Ausbildungsjahr beginnt. Das bayerische Handwerk zählt 23 000 neue Lehrverträge, die Kollegen von den Industrie- und Handelskammern 48 100. Damit fangen in vielen Branchen etwas mehr Lehrlinge an als im vergangenen Jahr. Eigentlich erfreulich, doch der Deutsche Gewerkschaftsbund Bayern mahnt, die Ausbildungsbedingungen attraktiver zu gestalten: zum Beispiel durch bessere Löhne.

Wer trotzdem ein wenig Zeit findet, sollte nach Nürnberg ins Max-Morlock-Stadion fahren. Fanatische Katzenliebhaber dürften es allerdings schwer haben auf dem Weltchampionat für Deutsche Schäferhunde, eine Art Schönheitswettbewerb nach Zuchtkriterien. Von Donnerstag an werden Teilnehmer aus rund 50 Ländern mit mehr als 1500 Hunden erwartet. Die Veranstaltung endet am Sonntag unter anderem mit Siegerehrungen in der Gebrauchshundeklasse "Stockhaar und Langstockhaar".

Zur SZ-Startseite
Söder überreicht Bewilligungsbescheide für Familiengeld

Leserdiskussion
:Familiengeld - ein bayerisches Wahlkampfgeschenk?

Im April hatte Bayerns Ministerpräsident Söder das Familiengeld angekündigt. Die ersten Bescheide wurde am Donnerstag symbolisch übergeben. Das Bundesarbeitsministerium zweifelt an der Rechtmäßigkeit. Die Leistung müsse auf bestehende Hartz-IV-Zahlungen angerechnet werden.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: