Ohne Mitglieder ist die SPD nicht mehr als drei Großbuchstaben. Und wenn es nicht immer weniger Sozialdemokraten werden sollen, dann muss sich jemand um sie kümmern. Immerhin gehe es um "die Existenz der Partei", sagt Filiz Cetin aus dem niederbayerischen Essenbach. Sie soll als neue Mitgliederbeauftragte dafür sorgen, dass die Sozialdemokratie in Bayern nicht verschwindet. In manchen Fällen kann sie da nichts machen. Viele der etwa 1000 Mitglieder, die die SPD im Jahr verliere, hole einfach der Tod, sagt Cetin. Dass alle anderen der SPD treu bleiben, ist jetzt auch ihre Aufgabe.
Ein bisschen hilft ihr ein gewisser Herr Schulz, der Bundeskanzler werden möchte und um die 800 Bayern wieder in die Arme der SPD geführt hat. Trotzdem bleibt für Cetin genügend zu tun. Als erstes will sie "verbindliche Strukturen" schaffen. Jede SPD-Geschäftsstelle soll eine Vorgabe erhalten, wie viele neue Mitglieder sie pro Monat rekrutieren muss, eine "Mitglieder-Benchmark" sozusagen. "Dafür werden sie mich bestimmt sehr mögen", sagt Cetin und es klingt fast wie Ironie. Wer seine Zielmarke nicht erreicht, dem droht aber "nicht so viel".
Wie die "Mitgliederverantwortlichen vor Ort" ehemalige SPD-Mitglieder zurückholen können, sollen sie in Schulungen lernen, die Cetin gerade mit einer Firma ausarbeitet. Sie lernen dort etwa die richtige "Einwandbehandlung". Die geht etwa so: Anstatt zu sagen: "Sie wollen nicht mehr? Hm, schade", sollte es heißen: "Das passt Ihnen nicht? Genau deshalb müssen Sie bleiben! Um in der Partei für ihre Position zu kämpfen." Auch für Neumitglieder hat sie einen Plan: "Spätestens innerhalb von 14 Tagen muss zu ihnen Kontakt aufgenommen werden." Cetin nimmt ihre Aufgabe sehr ernst, aber sie macht sie nur ehrenamtlich. Bald soll es einen Hauptamtlichen geben.