Die Woche:Heldin der Woche

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Natürlich war die Blaskapelle da und der Bürgermeister mit den Glückwünschen vom Ministerpräsidenten und vom Rosenheimer Landrat, und auch sonst hat es Margarete Amstädter nicht an Besuchern gemangelt, die ihr zum 100. Geburtstag gratulieren wollten. Nachdem sich der Trubel ein bisschen gelegt hatte, hat sich die Jubilarin von ihrer Tochter dann aber noch einmal einen Extra-Blumenstrauß besorgen lassen. Die beiden haben sich daheim in Rohrdorf ins Auto gesetzt und sind zu ihrem ganz privaten Geburtstagsbesuch ins Krankenhaus im nahen Vogtareuth gefahren. Dort arbeitet der Mann, dem die nun 100-jährige Margareta Amstädter verdankt, dass sie überhaupt ihren 92. Geburtstag feiern konnte. Denn Kardiologie-Chefarzt Albert Schütz hatte Amstädter vor neun Jahren auf dem OP-Tisch liegen, mit Blaulicht und Martinshorn war sie aus dem Klinikum in Rosenheim herbeigefahren worden, wo sie mitten in einer Herzkatheter-Untersuchung einen Infarkt erlitten hatte. Während eines akuten Infarkts zu operieren, ist auch für erfahrene Herzchirurgen wie Schütz eine besondere Herausforderung, doch nach dreieinhalb Stunden hatte er die nötigen drei Bypässe gelegt. An die Notoperation an der damals schon betagten Patientin hat er sich gleich erinnert, als Margarete Amstädter nun wieder zu ihm kam - diesmal ohne Eile, aufrecht, hellwach und aus eigener Kraft. Sie selber sagt, sie habe damals eigentlich nicht das Gefühl gehabt, dass es zu Ende gehen könnte. Herzprobleme hatte sie da freilich schon länger, und kurz zuvor hatte ihr die Großnichte, eine Internistin, auf deren eigener Hochzeitsfeier in Wien eine Spritze verabreichen müssen. Dass sie irgendwann ihren Hundertsten feiern würde, das habe sie aber auch nicht erwartet. "Ich wollte einfach Danke sagen."

© SZ vom 22.10.2016 / kpf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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