Die CSU ohne Guttenberg:Trübe Aussichten

Karl-Theodor zu Guttenberg hat der CSU Glanz verliehen. Nun macht sich in der Partei wieder große Ernüchterung breit - wie am Tag nach einem rauschenden Fest.

Annette Ramelsberger

Die CSU ist wieder da, wo sie vor zwei Jahren angefangen hat: in der Ernüchterungsphase. Für die Partei im Süden ist dieser Dienstag wie der Tag nach einem rauschenden Fest: der Kopf brummt, die Orientierung fehlt, alles wirkt plötzlich so grau, wo gestern noch alles Glanz und Glitter war. Die CSU hat sich an den Guttenberg-Festspielen berauscht, und wäre es nach ihr gegangen, dann hätten diese Spiele nie zu Ende gehen müssen.

CSU-Parteitag

Nach dem Rücktritt von Guttenberg ist der Glanz ab. Nicht nur von Seehofer, auch von der CSU.

(Foto: dapd)

So sehr hatte Karl-Theodor zu Guttenberg die Partei nach oben gezogen, heraus aus dem Jammertal, in dem sie 2008 lag nach dem Sturz von Edmund Stoiber und dem Verlust der absoluten Mehrheit unter Günther Beckstein und Erwin Huber, dass ihm viele fast alles verziehen hätten. Guttenberg hatte der CSU mehr als zwei Jahre lang den Glanz verliehen, den ihr der schnoddrige, immer etwas undurchsichtige Parteivorsitzende Horst Seehofer nicht verleihen kann.

Der Verteidigungsminister hatte der CSU dazu noch eine Perspektive gegeben- und was für eine. Nicht nur CSU-Chef hätte Guttenberg werden können, sondern vielleicht sogar Kanzlerkandidat. Allein diese Option hatte die kleine CSU wieder ganz stark gemacht neben der großen Schwester CDU.

Alles sah rosarot aus: Für einen wie Guttenberg erschien sogar der Posten des bayerischen Ministerpräsidenten als zu gering. Und einer wie Guttenberg deckte auch die Personalprobleme der CSU zu: den bis zur Peinlichkeit schlichten Generalsekretär Alexander Dobrindt etwa, der in Achtziger-Jahre-Manier auf den politischen Gegner eindrischt. Oder den eher besinnlichen CSU-Verkehrsminister Peter Ramsauer, der keinen Dynamiker-Wettbewerb mehr gewinnt.

Oder den CSU-Fraktionschef im bayerischen Landtag Georg Schmidt, der aus der Fraktion, der Herzkammer der CSU, die Gesindestube gemacht hat, in der man brav wartet, bis der Bauer ruft. Die paar guten Leute, welche die CSU hat, zum Beispiel Finanzminister Georg Fahrenschon, könnten sich zwischen Berlin und München zerreiben.

Seehofer hat nun ein echtes Problem, und das ist größer als die Rivalität mit Guttenberg um den Parteivorsitz. Natürlich waren sie Rivalen, aber Seehofer wusste, was er an Guttenberg hatte- all das, was er nicht ausstrahlt: Klarheit, Noblesse, Weltläufigkeit. Davon bleibt jetzt nicht viel.

Seehofer hat alles getan, um Guttenberg zu halten - auch zum eigenen Nutzen. Wer den Liebling der Massen fallen lässt, bekommt deren Zorn zu spüren. Seehofer wäre allerdings nicht Seehofer, wenn er nicht deutlich gemacht hätte, dass er dem jungen Freund in schwachen Stunden den Rücken gestärkt hat. Nun stellt keiner mehr Seehofer in Frage. Doch der Glanz ist ab. Nicht nur von Seehofer, auch von der CSU. Die kann sich nicht mehr von der glänzenden Zukunft blenden lassen, sondern muss ganz allein die Mühen der Ebene bewältigen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: