Stellenanzeige auf Bairisch:Firma sucht "für unsan Haufa: Oan(e) fias Biroh"

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Zwei Unternehmen in Niederbayern suchen mit einer Stellenanzeige im besten Aiwangerisch nach Mitarbeitern. Dabei ist das mit dem Dialekt am Oabatsplotz so a Sach.

Glosse von Johann Osel

Dialekt am Arbeitsplatz kann ja oft zu einem Zwiespalt führen. Nachlesen lässt sich das auf dem Online-Fachportal "Karrierebibel": Mal sind demnach Dialekte "Beziehungsbooster", mal schaden sie der Seriosität. Ein Beispiel: Der Kollege bittet einen, zur Urlaubszeit seinen Blumenstock zu gießen. Wer da entgegnet: "Do dada da dadian" - die Pflanze würde sonst verdorren -, der macht nichts falsch. Wenn dagegen ein Anruf kommt, etwa von einem norddeutschen Kunden mit einem Anliegen, sollte man sich eher den Scherz verkneifen: "Kina dad i scho, aba meng dua i ned" (Ich könnte schon, aber ich mag nicht). In dem Fall käme dem Kunden wohl vor lauter Ärger das Labskaus hoch.

Die "Karrierebibel" differenziert aber: Während Bairisch mit rollendem "R" bei Zuhörern die Assoziation von frischer Luft und saftig grünen Wiesen wecken könne, kämen sächsische "Ö"-Laute oft nicht so gut an. Man sollte umschalten können, heißt es. Dass Doppelsprachigkeit das Gehirn trainiert, weiß die Forschung; weshalb Lehrer, die Schülern den Dialekt auszutreiben versuchen, angezeigt werden sollten. Denkbare Strafe: Sie werden gerichtlich dazu verdonnert, eine Woche täglich die BR-Serie "Dahoam is Dahoam" anzuschauen.

Mit Stellenanzeigen im Dialekt versuchen zwei mittelständische Firmen in Niederbayern nun Mitarbeiter anzuwerben - angetrieben davon, dass der Markt an Fachkräften umkämpft ist, meldet der Bayerische Rundfunk online. Christian Biller, der Geschäftsführer eines Aufzugsdiensts in Malching im Landkreis Passau, sucht etwa "Oan(e) fias Biroh".

Der Bürokraft winkt, formuliert in bestem Aiwangerisch, ein attraktiver und sicherer "Oabatsplotz". Man sei keine "Gratlafirma", dafür "samma Hund". Die Gratler und Hunde sind (als Hinweis für Auswärtige) nicht so böse gemeint, wie sie klingen mögen - es handelt sich um unredliche Personen und um pfiffige Schlawiner.

Facebook-Kommentare dazu zeigen jedoch den Spagat, den auch die "Karrierebibel" erwähnt. Einige sagen: "einfach unprofessionell". Viele aber befinden: gute Idee, eine "sauguade" sogar, "wirkt warmherzig, Musik in den Ohren", liest man da. Eine Frau würde sich bewerben, obwohl sie nicht in Bayern wohnt - mit ein bisschen Hirn verstehe man das. Des moant da Bayern-Kolumnist vo da Zeidung a.

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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