Immer Ärger mit dem Dialekt:Wie KI die Dialekt-Problematik lösen könnte

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Schriftliches Bairisch? Vielleicht hilft manchmal ein Wörterbuch. (Foto: Leonhard Simon)

Künstliche Intelligenz kann bestimmt schon bald Schafkopf spielen. Oder bei Vernehmungen Bairisch verschriftlichen. In einem aktuellen Gerichtsfall aus München hätte das wohl geholfen.

Glosse von Matthias Köpf

Nicht dass es gleich wieder heißt: Dann sollen sie doch Hochdeutsch reden! Andererseits ist es manchmal offenbar schon schwierig mit dem bairischen Dialekt. So hat neulich ein Angeklagter vor dem Münchner Amtsgericht einen Verdacht geäußert. Dieser Angeklagte ist Juraprofessor und war bis vor ein paar Monaten Präsident des Landgerichts Traunstein, er kennt sich womöglich ein bisschen aus in der bayerischen Justizgeschichte. In jener Justizgeschichte jedenfalls sei es einmalig, so der angeklagte Ex-Präsident, dass das Vernehmungsprotokoll der Staatsanwaltschaft mit einem wichtigen Zeugen 65 Leerstellen aufweise. Das liege anscheinend daran, dass – und jetzt der Verdacht – der Zeuge Bairisch gesprochen und das die Schreibkraft überfordert habe.

Ob der Zeuge in den fehlenden 65 Passagen tatsächlich Dialekt, ob er gar ganz besonders Bairisch oder ob er ausnahmsweise Schriftdeutsch geredet hat, das lässt sich offenbar nicht mehr gerichtsfest nachweisen. Denn die Aufnahme von der Vernehmung sei auch noch vorzeitig gelöscht worden, rügte der Angeklagte weiter, der ein paar Minuten später trotzdem wegen sexueller Belästigung einer Vorzimmer-Mitarbeiterin zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt wurde. Damit darf sich dann wohl noch die nächste Instanz befassen, aber das mit dem Verschriftlichen des Bairischen bleibt auch außergerichtlich ein Ärgernis.

Vielleicht hilft ja bald die künstliche Intelligenz, denn die kann demnächst offenbar alles. Im Schach besiegt sie den Menschen längst, selbst im Go hat AlphaGo schon vor Jahren über die besten menschlichen Gegner triumphiert, und im Grasoberln wird AlphaGrasoberln bestimmt bald für immer unschlagbar sein. Im Schafkopfen schafft das sicher schon die Beta-Version.

Muss halt nur wie eine Maschine trainieren, die KI, und da stellt sich leider die Frage, wie und womit sie bittschön Bairisch üben soll. Am Ende mit 3000 Folgen „Dahoam is dahoam“? Oder mit sonstigem Hauptabteilungsleiter-Hochbairisch aus dem BR-Archiv? Da hilft wohl nur, rechtzeitig selber mit der künstlichen Intelligenz ins Gespräch zu kommen und ihr für den Einstieg oft genug „Oachkatzlschwoaf“ vorzusagen. Antworten muss sie ja nicht gleich. Und wenn doch, dann ist sie halt erst einmal aus München.

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