Sozialpolitik:Sozialverband: Angst vor Armut birgt sozialen Sprengstoff

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Zu den größten Armutstreibern neben den hohen Preisen für Miete und Energie zählt der VdK auch die notwendigen Ausgaben für Lebensmittel. Mit ein Grund, warum mehr Menschen auf die Essensspenden der Tafeln angewiesen sind. (Foto: via www.imago-images.de/imago images/biky)

Die Armut in Deutschland wächst. Betroffene können sich häufig kaum das Notwendige wie gesunde Lebensmittel und eine warme Wohnung leisten, warnt VdK-Präsidentin Verena Bentele.

Das Ausmaß der Armut in Deutschland birgt nach Ansicht des Sozialverbands VdK sozialen Sprengstoff. Die größten Armutstreiber seien momentan die hohen Preise für Miete, Energie und Lebensmittel, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele im Interview der Mediengruppe Bayern aus Passau (Mittwoch). „Also existenzielle Dinge, die jeder braucht und auf die keiner verzichten kann“, so Bentele. „Wenn selbst Menschen mit durchschnittlichen Einkommen das nicht mehr bezahlen können oder die große Angst haben, es bald nicht mehr zu können, birgt das immensen sozialen Sprengstoff.“

Aktuell sehe man, dass Menschen sich entsolidarisierten. „Wer selbst unter hohem Druck steht, hat kein Verständnis dafür, dass jemand anderes staatliche Unterstützung erhält. Bedauerlicherweise wird dieses Unsicherheitsgefühl politisch durch populistische Kampagnen ausgeschlachtet, um den Sozialabbau voranzutreiben“, sagte die VdK-Präsidentin. Sie äußerte sich anlässlich des Internationalen Tags für die Beseitigung der Armut am Donnerstag.

Armut werde immer stärker vererbt

Leider könne man in Deutschland von einem wachsenden und sich verfestigenden Sockel an Armut sprechen. „Wer arm ist, hat immer weniger Chancen, die Armut zu überwinden. Dazu kommt, dass Armut immer stärker vererbt wird. Kinder, die in Armut aufwachsen, werden viel zu oft zu armen Erwachsenen. Es ist kaum möglich, sich durch Arbeit in eine andere soziale Schicht hoch zu kämpfen“, sagte Bentele. Wer in Vollzeit im Niedriglohnsektor arbeite, könne davon oft nicht mehr die hohen Lebenshaltungskosten stemmen, geschweige denn etwas sparen.

Um eine soziale Explosion abzuwenden, brauche es „den Ausbau der sozialen Infrastruktur, also mehr Förderung für Kinder in Armut, Investition in Bildung, bessere Ausstattung der Jobcenter und eine Stabilisierung der Sozialversicherungssysteme“, so Bentele. Sie forderte die Politik auf, nicht nur auf die Ausgabenseite zu schauen, sondern Gerechtigkeit bei den Einnahmen herzustellen. „Große Unternehmensgewinne müssen in dem Land versteuert werden, in dem sie erzielt werden. Es braucht zudem endlich eine Vermögens- und eine effektive Erbschaftssteuer. Steuerschlupflöcher müssen geschlossen und Steuerhinterziehung ernsthaft verfolgt werden.“

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