Depressionen bei Schülern:Abiturienten kritisieren Kultusministerium

Mit einer Petition war es einigen Abiturienten im Frühjahr gelungen, die Aufmerksamkeit auf psychische Erkrankungen bei Schülern zu lenken. Das Kultusministerium veröffentlichte daraufhin einen Zehn-Punkte-Plan und versprach mehr Aufklärung. Mit dem nun vorliegenden Zwischenbericht sind die Initiatoren unzufrieden und haben Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) deshalb am Dienstag einen offenen Brief überreicht. Im Bericht listete Schulstaatssekretärin Anna Stolz (Freie Wähler) auf, welche der Ideen gerade geprüft und welche angeschoben werden. Geplant sind Aufklärungsfilme, Seminare für Studenten und Referendare, Unterstützung für Beratungsstellen oder Infomaterial für Lehrer, Schüler und Eltern. "Keine der vor einem halben Jahr geplanten Initiativen wurde umgesetzt oder überhaupt begonnen", kritisierten die Jugendlichen in ihrem Brief. "Wir wollen, dass man die Aufklärung jetzt wirklich mal durch Informationsveranstaltungen an die Schulen holt", sagte Alexander Spöri. Er beklagte, dass das Ministerium erst im Juli 2020 wieder Bericht erstatten wolle. Auch Maximilian Deisenhofer (Grüne) kritisierte, dass seit der Petition "so gut wie nichts" passiert sei. Matthias Fischbach (FDP) erwartet von Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) ebenfalls "mehr Tatendrang" anstatt "Schönwetter-Reden", zu viele Fragen seien offen geblieben.

Der Verband der Angehörigen psychisch Kranker zeigte sich beunruhigt und rief die Regierung dazu auf, die Umsetzung des Plans nicht weiter zu verzögern. "Die meisten psychischen Erkrankungen ließen sich besser behandeln und Suizide verhindern, wenn man sie frühzeitiger erkennen und therapieren könnte", sagte der Vorsitzende Karl Heinz Möhrmann. Aigner habe versprochen, noch einmal mit Piazolo über die Umsetzung des Zehn-Punkte-Plans zu sprechen, sagte Spöri nach dem Treffen. Mit Freunden hatte er zunächst einen Film über Depressionen bei Jugendlichen gedreht, die Online-Petition unterschrieben 42 000 Menschen.

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