Deining in der Oberpfalz:Pfarrer hetzt im Pegida-Stil

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  • Beim Neujahrsempfang im oberpfälzischen Deining hält Pfarrer Norbert Zawilak eine Pegida-Rede. Unter anderem spricht er von einer angeblichen Islamisierung und hetzt gegen Homosexuelle.
  • Viele Gemeindemitglieder sind nun verärgert wegen der rechten Ausfälle und werfen ihm "mangelnde Toleranz gegenüber Andersdenkenden" vor.
  • Nach mehreren Beschwerden muss der Pfarrer sich nun beim Generalvikar des Bistums Eichstätt melden und eine Stellungnahme abgeben.

Von Wolfgang Wittl, Deining

Der Neujahrsempfang im oberpfälzischen Deining hat sich in fast 40 Jahren zu einer schönen Tradition entwickelt. Kommune und Pfarrgemeinde würdigen engagierte Bürger für ihr ehrenamtliches Wirken, halten wohlklingende Reden auf den Zusammenhalt im Ort, man trifft sich in festlicher Runde. Dieses Jahr sprachen der Bürgermeister, der Landrat und der Bundestagsabgeordnete, alle waren voll des Lobes, die Zusammenkunft verlief in prächtiger Harmonie. Bis schließlich auch Pfarrer Norbert Zawilak das Wort ergriff.

Man müsse sich das so vorstellen, sagt Bürgermeister Alois Scherer: Er wolle den Bürgern "immer einen Schubs mitgeben", damit sie auch künftig so motiviert mithelfen. Der Schubs, der von Pfarrer Zawilak kam, hatte indes die frontale Wucht einer Dampframme. In übelster Pegida-Diktion habe sich der Priester über die Zustände in Deutschland ausgelassen, berichten Teilnehmer.

Der Pfarrer habe "seine rechte Gesinnung und mangelnde Toleranz gegenüber Andersdenkenden" deutlich zu erkennen gegeben, sagt Kirchenpfleger Wolfgang Fürst. Problematisch sei vor allem gewesen, dass Zawilak die Kritik nur angerissen, nicht aber begründet habe.

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Etwa zehn Minuten habe der Vortrag gedauert, von Affekt könne keine Rede sein. Der Text sei vorbereitet gewesen, der Pfarrer habe teilweise abgelesen. Zuhörern zufolge finde laut Zawilak in Deutschland zweifellos eine Islamisierung statt, der Staat sei Weltmeister im Abkassieren, Homosexuelle würden wie Heilige behandelt, eine objektive Information durch Medien sei nicht vorhanden.

Mehrere Gäste verließen den Saal

Der Pfarrer fühle sich an seine Heimat Polen erinnert, im Ostblock habe es auch keine freie Presse gegeben. Und dass man sich angesichts der Elbphilharmonie und des Berliner Flughafens nicht so über die paar Millionen Euro aufzuregen brauche, die der Bischof Tebartz-van Elst in Limburg verbaut habe.

Aufgebaut hat sich von den Worten keiner der Anwesenden gefühlt, nur aufgebracht. Noch während des Vortrags verließen mehrere der gut 200 Gäste entrüstet die Schul-Aula. Die anderen blieben ratlos zurück. Statt wie sonst auch im Anschluss gemütlich zu plauschen, wurde nur noch über die Rede des Pfarrers diskutiert. Mit Zawilak persönlich darüber zu sprechen, war nicht möglich. Er hatte den Empfang umgehend verlassen.

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"Ein starkes Stück" sei das, die im Kommunismus beschnittenen Grundrechte auf Deutschland zu übertragen, fand der Bundestagsabgeordnete Alois Karl. Zawilak habe eher eine "Droh- statt Frohbotschaft" verkündet. "Wie vor den Kopf gestoßen" sei die Gesellschaft gewesen, berichtet Kirchenpfleger Fürst. Bürgermeister Scherer sagt, er wisse auch nicht was den Pfarrer da geritten habe. Was die acht Kriegsflüchtlinge aus Eritrea dachten, die sich anfangs für die freundliche Aufnahme durch die Deininger Bevölkerung bedankt hatten, ist nicht bekannt.

Wie sich der Pfarrer im Dorf sonst verhält

Dass ihr Pfarrer zu den stramm konservativen Katholiken zählt, ist in Deining bekannt. Wenn er Bürgern erzählt, dass mit Papst Franziskus derzeit eben die Linken in der Kirche am Ruder seien, erwecke er nicht den Eindruck, als würde ihn das freuen. Durch den Ort schreite Zawilak gerne im Talar. Im Schulgottesdienst lasse er Kinder schon mal wissen, dass ihnen Hörner aus dem Kopf wüchsen, falls sie lügen.

Das alles würde ihn nicht stören, sagt der dritte Bürgermeister und CSU-Ortschef Peter Hollweck. Er empfinde es aber als "bodenlose Frechheit, wenn sich ein Pfarrer im Jahr 2015 in einer Rede gegen Homosexuelle, Andersgläubige und der Lügenpresse innerhalb Deutschlands auslässt, denn das erinnert eher an eine Zeit, die vor 70 Jahren geendet hat". Grundsätzlich stehe dem Pfarrer natürlich frei, was er denke und sage. Bei einem Anlass wie diesem sollte es aber um andere Inhalte gehen. Auch der Bürgermeister, Abgeordnete und Kirchenpfleger sind dieser Ansicht.

Bürger protestieren beim Bistum Eichstätt

Wie andere Gäste des Empfangs verfasste Hollweck einen Beschwerdebrief an das Bistum Eichstätt - als Privatperson, wie er betont. Das Bistum bestätigt den Eingang des Schreibens. Mehr könne man dazu aber noch nicht sagen, erklärte eine Sprecherin, da Pfarrer Norbert Zawilak die vergangene Woche im Urlaub verbracht habe.

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Der Pfarrer habe den Auftrag, sich beim Generalvikar zu melden und eine Stellungnahme abzugeben. Menschen, die den Vorfall bei der Bistumsleitung bereits vorgebracht haben, berichten von nur mäßigem Erstaunen. Im Bistum sei offenbar bekannt, dass der Hobbyjäger Zawilak hin und wieder über das Ziel hinausschieße.

Er werde jetzt versuchen, die Scherben zusammenzukehren, sagt Bürgermeister Scherer. Vielleicht wolle sich der Pfarrer ja selbst zu seinen Worten äußern. Die erste Gelegenheit dazu hat er an diesem Samstag in der Abendmesse.

© SZ vom 24.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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