Debatte um Haderthauer:Seehofer fordert Aufklärung in Modellbau-Affäre

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Wenn es nach den Grünen geht, soll sie zurücktreten: Christine Haderthauer. (Foto: dpa)

Christine Haderthauer wird die Modellbau-Affäre nicht los. Sie steht wegen Einschüchterung der Presse in der Kritik, die Opposition droht mit einem Untersuchungsausschuss und fordert ihren Rücktritt. Nun verlangt selbst Ministerpräsident Seehofer Aufklärung.

  • Horst Seehofer will den Vorwurf gegen Staatskanzleichefin Christine Haderthauer überprüfen
  • Die bayerischen Grünen fordern Rücktritt von Staatskanzleichefin Haderthauer.
  • Opposition wirft Haderthauer und ihrem Ehemann "einen direkten Angriff auf die Medien" vor.
  • Haderthauers Ehemann führt einen Rechtsstreit mit Medien.

Seehofer will den Vorwurf Haderthauer überprüfen

Ministerpräsident Horst Seehofer will den Vorwurf gegen Staatskanzleichefin Christine Haderthauer überprüfen, sie habe die Berichterstattung der Medien über frühere Modellautogeschäfte behindern wollen. "Ich bitte sie um eine Erklärung dazu", sagte Seehofer am Dienstag in München - "was da war am Verhältnis Staatskanzlei und privaten Angelegenheiten". Derzeit könne er noch nichts dazu sagen.

Grüne werfen der CSU-Ministerin unwahre Antworten vor

Zuvor hatten die Grünen den Rücktritt von Staatskanzleichefin Christine Haderthauer gefordert. Anlass sind die juristischen Auseinandersetzungen um die früheren Modellauto-Geschäfte der CSU-Politikerin und ihres Mannes. Landtags-Vizepräsidentin Ulrike Gote warf Haderthauer am Dienstag vor, aus der Staatskanzlei heraus die Arbeit der Medien behindert und parlamentarische Anfragen unwahr beantwortet zu haben. Das sei auch in Bayern nicht tragbar. "Sie müsste zurücktreten", verlangte die Grünen-Politikerin.

Staatskanzleichefin lehnt Rücktritt ab

Staatskanzleichefin Haderthauer hat die Rücktrittsforderungen der Opposition zurückgewiesen. "Ich sehe dafür keinen Anlass", sagte sie am Dienstag in München. "Ich buche das unter Sommertheater." Haderthauer wies die Vorwürfe der Opposition kategorisch zurück. Sie habe immer alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet.

Haderthauers Anwalt will Berichterstattung verhindern

Haderthauer hatte Presseartikel über die Firma Sapor Modelltechnik und ihre frühere Rolle bei dem kleinen Unternehmen dem Anwalt ihres Mannes zur Verfügung gestellt. Dabei handelte sich offensichtlich um Meldungen, die im Pressespiegel der Staatskanzlei erschienen waren. Außerdem hatte die Staatskanzlei ein Informationsschreiben des Anwalts Klaus Rehbock an mehrere Medien gemailt, in dem dieser eine Berichterstattung über Dr. Hubert Haderthauer für unzulässig erklärte.

Die Grünen im bayerischen Landtag warfen Christine Haderthauer und ihrem Ehemann Hubert Haderthauer am Montag daher "einen direkten Angriff auf die Medien" vor. Gote sprach sogar von einer "Verletzung der Pressefreiheit, die man auf gar keinen Fall hinnehmen darf".

Die Staatskanzlei hat allerdings auch nie bestritten, dass das Schreiben von Haderthauer Anwalt aus der Regierungszentrale heraus versandt wurde. Vielmehr handelte es sich dabei um eine Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der SPD, die notfalls mit einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss herausfinden will, welche Rolle Haderthauer in der Firma "Sapor Modelltechnik" spielte.

Haderthauers Mann führt Rechtsstreit mit Münchner Merkur und tz

Die Ministerin selbst hat auch keine Briefe an die Medien geschickt, in der sie einen Verzicht auf Berichterstattung fordert. Haderthauers Mann führt aber einen Rechtsstreit mit dem Münchner Merkur und der Münchner tz wegen eines Artikels im Zusammenhang mit der Sapor Modelltechnik. Das Landgericht München will am 1. Oktober verhandeln. Bei den Auseinandersetzungen geht es um die Firma Sapor Modelltechnik, deren Miteigentümerin Haderthauer bis Anfang 2004 war, anschließend ihr Mann Hubert bis 2008.

Günstig produziert - von psychisch kranken Straftätern

Das Kleinunternehmen verkaufte Modellautos, die psychisch kranke Straftäter im Rahmen ihrer Arbeitstherapie in den Bezirkskrankenhäusern Ansbach und Straubing hergestellt hatten. Inzwischen gibt es Streit mit einem früheren Mitgesellschafter, der die Anteile Dr. Haderthauers übernommen hatte und sich inzwischen übervorteilt fühlt. Außerdem haben mehrere Medien Haderthauers Mann vorgeworfen, die privaten Modellauto-Geschäfte seien mit seiner Funktion als Landgerichtsarzt nicht vereinbar.

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