Debatte um Deutsch-Pflicht:Die orthografische Verwirrung der CSU

  • Die Forderung nach einer Deutsch-Pflicht für Zuwanderer hat der CSU viel Häme eingebracht. Nun schreibt die Partei: "Wer dauerhaft hier leben will, soll motiviert werden, im täglichen Leben deutsch zu sprechen." Eine Sprachwissenschaftlerin erklärt, korrekterweise müsste es "Deutsch" heißen.
  • Eine andere Expertin hält eine Deutsch-Pflicht in den eigenen vier Wänden auch inhaltlich für unsinnig. Das könne dem Spracherwerb von Kindern schaden.

Deutsche Sprache - schwere Sprache: Das hat die von der CSU ausgelöste Debatte über die Deutsch-Pflicht für Zuwanderer wieder gezeigt. Denn wie schreibt man eigentlich "Deutsch" - groß oder klein? Die CSU bevorzugt die Kleinschreibung. In ihrem Entwurf des Leitantrag für den Parteitag steht: "Wer dauerhaft hier leben will, soll motiviert werden, im täglichen Leben deutsch zu sprechen."

Treffender wäre es wohl, in diesem Fall "Deutsch" zu schreiben, meint die Sprachwissenschaftlerin Sabine Krome. Denn die Kleinschreibung antworte auf die Frage: Wie spricht man? ("Er spricht nicht undeutlich, sondern deutsch.") Die Großschreibung antworte dagegen auf die Frage: Was spricht man? ("Er spricht nicht Türkisch, sondern Deutsch.")

Die CSU hat sich mit ihrer Forderung, dass Zuwanderer auch daheim in der Familie Deutsch sprechen sollen, viel Häme eingehandelt. Widerspruch kommt nicht nur aus der Politik, sondern auch aus der Wissenschaft. Sprachwissenschaftler halten solche Sprachempfehlungen für unsinnig.

Für die intensive Kommunikation in einer Familie reiche kein rudimentäres Deutsch, sagte die Mannheimer Sprachwissenschaftlerin Rosemarie Tracy der dpa. "Wenn Sie Ihre Kinder erziehen wollen, wenn Sie deren Neugier auf die Welt und auch deren Lust am Sprachenlernen unterstützen wollen, dann brauchen Sie dazu die bereits vorhandenen Erstsprachen." Außerdem müssten die Eltern "bereits selbst sehr gut Deutsch können", um es den Kindern ordentlich beizubringen.

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