Süddeutsche Zeitung

Dasing:Die Western-City ist nur noch ein Trümmerhaufen

  • Ein Brand hat den Freizeitpark Western-City in Dasing im Landkreis Aichach-Friedberg zerstört.
  • Es war das dritte Feuer innerhalb von vier Jahren.
  • Ob es nun mit der Show weitergehen kann, ist ungewiss.

Von Christian Rost, Dasing

Nach einem verheerenden Brand liegt die Western-City in Dasing (Landkreis Aichach-Friedberg) in Schutt und Asche. In der Nacht zum Sonntag zerstörte ein Feuer den kompletten Stadtplatz des Freizeitparks. 63 Menschen, die auf dem Gelände lebten und arbeiteten, mussten in Sicherheit gebracht werden.

Auch 16 Kinder waren darunter. Sechs Personen kamen vorsorglich ins Krankenhaus, es gehe ihnen aber gut, sagt Volker Waschk, einer der Geschäftsführer von Western-City am Montag. Ob es nach dem Brand, übrigens dem dritten binnen vier Jahren, je wieder weitergehen kann mit der Show von Cowboys und Indianern, ist ungewiss.

Der Saloon, das Museum, das Wohnhaus von Fred Rai, dem Gründer von Western City, die Gastronomie - "alles ist weg", sagt Volker Waschk. Der einstige Stadtplatz besteht nur noch aus gewaltigen Haufen rußiger Steine und verkohlten Holzes, ein starker Brandgeruch liegt in der Luft. Kein einziges Gebäude hat das Feuer überstanden, das nach ersten Erkenntnissen in einem Heulager hinter dem Saloon ausgebrochen ist.

Nur noch ein paar Dutzend Bierflaschen zeugen davon, dass hier vor Kurzem noch eine Westernkneipe stand, vor der sich als Cowboys verkleidete Schauspieler wilde Raufereien und Schießereien lieferten. Nach dem Rathausbrand von Dillingen war dies binnen weniger Tage das zweite Katastrophenfeuer in Schwaben, das einen Millionenschaden verursachte.

Mehr als 400 Einsatzkräfte der Feuerwehr aus den Landkreisen Dachau, Aichach-Friedberg und Augsburg waren am Sonntag gegen 0.45 Uhr alarmiert worden. Sie löschten bis in die frühen Morgenstunden und hatten Probleme, weil nicht ausreichend Wasser zur Verfügung stand. Deshalb mussten sechs Leitungen in den Fluss Paar gelegt werden, zudem richtete die Feuerwehr einen Pendelverkehr mit Löschtankwagen ein.

Bislang galten Brandschutzvorschriften aus den 1990er-Jahren

Es konnte letztlich nicht verhindert werden, dass sechs Gebäude vollständig niederbrannten. Damit ist etwa ein Viertel der Westernstadt zerstört. "Ich hätte heulen können", sagt Waschk. Erhalten geblieben sind dank des massiven Löscheinsatzes das Fort, die Freilichtbühne, auf der in jedem Sommer die süddeutschen Karl-May-Festspiele aufgeführt werden, das Ferienlager für Kinder und die Stallungen der Pferde.

Für Volker Waschk, den am Montag die Brandfahnder der Kriminalpolizei vernahmen, stellt sich nun die Frage, wie es weitergehen soll. Wird die Western-City wieder aufgebaut? Zumindest finanziell scheint das machbar zu sein, zumal der Freizeitpark versichert ist. "Es wäre dann aber nicht mehr die Westernstadt, wie sie in den 40 Jahren seit ihrer Gründung gewachsen ist", sagt der Geschäftsführer. Andererseits böten sich bei einem Neuanfang auch Chancen, manches anders und besser zu machen. Die Vorschriften hinsichtlich des Brandschutzes allerdings würden teuer kommen, so Waschk weiter.

Bislang galten für die Westernstadt Brandschutzvorschriften aus den 1990er-Jahren, die, wie sich auf dramatische Weise zeigte, offenbar nicht ausreichten. Schon 2013 hatte es gebrannt auf dem Gelände. Ein Tunnel, durch den die Western-Bahn fuhr, wurde ein Raub der Flammen. Park-Gründer Fred Rai, eine Art Pferdeflüsterer, der auch als Tierschützer ausgezeichnet wurde, war damals am Boden zerstört.

Sämtliche Daten zu Besuchergruppen sind verbrannt

Aufgeben wollte er sein Western-City-Projekt aber keinesfalls, das alljährlich Tausende Besucher anlockt. Seine Devise lautete: "Es muss weitergehen." Es ging weiter, auch nach dem Tod Rais 2015. Selbst als im Jahr darauf ein großes Feuer im Hauptstall wütete und einen Schaden in Höhe von 700 000 Euro verursachte, gaben die Nachfolger des Gründers nicht auf.

"Was wir nun brauchen, ist eine schnelle und sichere Lösung", sagt Waschk. Zunächst müssen für die Mitarbeiter, die in der City gelebt hatten, Unterkünfte gefunden werden. Die Schauspieler, Tierpfleger sowie die anderen Mitarbeiter und ihre Familien haben durch das Feuer alles verloren. Schwer wiege aber nicht nur der materielle Verlust, so der Geschäftsführer, "die Situation ist auch eine enorme psychische Belastung für die Menschen".

Ein Problem für die Parkleitung ist, den weiteren Betrieb auf dem vom Feuer verschonten Gelände zu organisieren. Die Karl-May-Festspiele könnten auf der Freilichtbühne gezeigt werden, allerdings sind mit den Computern und Aktenordnern in Waschks Büro sämtliche Daten zu den Buchungen von Besuchergruppen verbrannt.

Er könne den Gruppen momentan nicht einmal absagen, weil er zunächst mühsam über den Mailverkehr rekonstruieren müsse, wer wann in die Western-City kommen wollte. So werden in den nächsten Tagen und Wochen wohl immer wieder Besucher vor der Westernstadt stehen und erschrocken feststellen, dass davon nicht mehr viel übrig geblieben ist.

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SZ vom 01.08.2017/amm
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