Daseinsvorsorge:Wasserpreise wie vor 25 Jahren

Wasserpreis seit 25 Jahren stabil

Bürgermeister Jürgen Spahl ist zufrieden mit den günstigen Wasserpreisen in seiner Gemeinde.

(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Weil Bürgermeister Jürgen Spahl so sparsam ist, sind in Rednitzhembach die Gebühren so stabil wie nirgendwo in Bayern

Von dpa, Rednitzhembach

Am Ortsrand gesichtslose Gewerbehallen, im Ort selbst uniforme Ein- und Mehrfamilienhaus-Siedlungen - Rednitzhembach (Landkreis Roth) unterschiedet sich kaum von anderen Vorstadtgemeinden im Süden Nürnbergs. Den Unterschied macht erst der Griff zum Wasserhahn aus: Das kühle Nass rinnt hier für 1,05 Euro pro Kubikmeter aus der Leitung - ein Schnäppchenpreis im Vergleich zu den um bis zu einen Euro höheren Gebühren anderer Gemeinden. Und das nun schon seit einem Viertel Jahrhundert. Rednitzhembach feiert gerade "25 Jahre Gebührenstabilität". Denn auch die Grund- und Gewerbesteuer wurde dort seit 1992 nicht mehr erhöht.

Zu verdanken haben das die knapp 7000 Bürger dem Ehrgeiz ihres parteilosen Bürgermeisters Jürgen Spahl. Der hat sich vom ersten Tag seiner inzwischen 22-jährigen Amtszeit an sparsames Wirtschaften auf die Fahne geschrieben. "Wir wollen möglichst keine Gemeindegebühren erhöhen", lautet seine Devise. Dass er seinem Grundsatz treu geblieben ist, spüren die Rednitzhembacher bei ihrer jährlichen Gebührenabrechnung: Zahlen etwa Bürger im benachbarten Röttenbach für 100 Kubikmeter Wasser und Abwasser 565,27 Euro, so sind es in Rednitzhembach so wenig wie vor 25 Jahren: 218,77 Euro.

Ein Patentrezept für die bayernweit wohl einzigartige Gebührenstabilität hat Spahl nicht. "Es gibt nicht den einen Punkt. Das ist ständige Arbeit, ein ständiges Drehen an Stellschrauben. Wir haben immer wieder neue Ideen, wie wir bei den Kosten für Wasser und Abwasser sparen können", sagt der Rathauschef.

An der größten Stellschraube hat Spahl zum Anfang seiner Amtszeit gedreht: Schon 1998 brachte er den gesamten Abwasserbereich in eine gemeindeeigene GmbH ein. 2001 holte er auch das Wasserwerk unter das Dach der privatwirtschaftlich organisierten Gemeindewerke GmbH. Das brachte der Gemeinde einen doppelten Kostenvorteil: Die GmbH kann anders als die Gemeinde für ihre Investitionen in Wasserwerk, Kläranlage Vorsteuer abziehen. Das senkt die Kosten von Bauprojekten. Zudem machte die GmbH-Konstruktion die Auftragsvergabe flexibler. "Die GmbH kann mit Firmen bei der Auftragsvergabe nachverhandeln", erläutert Spahl.

Mindestens so bedeutsam ist nach Ansicht von Gemeindewerke-Geschäftsführer Klaus Helmrich das extreme Kostenbewusstsein. Helmrichs Büro verlässt keine Planung, ohne dass sie vorher auf versteckte Kostenvorteile durchleuchtet wurde. So sei etwa beim Bau einer Ringwasserleitung der zunächst auf eine Million Euro veranschlagte Baupreis knapp halbiert worden.

Zugutehalten sich Spahl und Helmrich auch, dass sie sich frühzeitig um die Erhaltung des teils aus den 50er- und 60er-Jahren stammenden Abwasser-Leitungsnetzes gekümmert hätten. Steigende Stromkosten hat das Wasserwerk mit einer Fotovoltaikanlage aufgefangen.

Beim Gemeindetag findet eine solche Gebührenstabilität durchaus Anerkennung. "So lange Abwassergebühren stabil zu halten, das ist schon respektabel", räumt Sprecher Wilfried Schober ein, dem auf Anhieb keine Gemeinde mit ähnlicher Gebührenstabilität einfällt. Vielmehr stünden derzeit viele Kommunen im Freistaat vor dem Problem, ihre jahrzehntealten Kanalnetze sanieren zu müssen.

Kritisch sieht man beim Gemeindetag die Privatisierung von Einrichtungen der Daseinssorge, wie der Wasserversorgung dennoch. Der Gemeindetagsexperte für kommunales Wirtschaftsrecht, Andreas Gaß, hält das auf längere Sicht keineswegs für vorteilhaft: "Die Möglichkeit des Vorsteuerabzugs bietet einen Liquiditätsvorteil für eine gewisse Zeitspanne", räumt er ein. Da GmbHs im Gemeindebesitz aber anders als die Gemeinde selbst Umsatzsteuer zahlen müssten, hebe sich der anfängliche finanzielle Vorteil später wieder auf. Und auch das Nachverhandeln bei Auftragsvergaben sieht Gaß skeptisch. Erwarte ein Unternehmen Nachverhandlungen, falle sein Angebot häufig höher aus, als wenn es ein verbindliches, nicht mehr nachbesserbares Angebot abgeben müsse.

Bürgermeister Spahl bleibt bei seinem Konzept - trotz steigender Löhne und Beschaffungskosten. "Zumindest für die nächsten fünf Jahre garantiere ich unseren Bürgern Gebührenstabilität", sagt er.

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