Serie "Dahoam is dahoam":Es brodelt im Seifenoper-Dorf

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Apotheker Roland Bamberger (Mitte) bekommt eine Sendepause. Möglicherweise wegen seiner Partnerin Vroni und deren Ex-Mann Max. (Foto: Marco Orlando Pichler/BR)

Der BR will einen beliebten Schauspieler aus seiner Soap "Dahoam is dahoam" in einen längeren Zwangsurlaub schicken. Im treuen Fanvolk keimt Panik auf, ein Aufstand bayerischer Vorabendfernseher zeichnet sich ab.

Von Johann Osel, München

Die Weltlage bringt ohnehin schon jeden Tag schlechte Nachrichten, das Novemberwetter bedrückt. Und dann noch dieses Drama, ein Drama dahoam: Der Apotheker Roland Bamberger in der werktäglichen Dorfseifenoper "Dahoam is dahoam" im Bayerischen Fernsehen wird von den Machern der Serie ein Dreivierteljahr in Pause geschickt - "eine dramaturgische Entscheidung, um eine neue spannende Geschichte zwischen den Figuren zu generieren", heißt es. Eine Zwangspause.

Schauspieler Horst Kummeth, der die Rolle seit mehr als zwölf Jahren und damit von Anbeginn an verkörpert, schreibt auf Facebook: "Des Öfteren habe ich nun schon gehört, dass von verschiedenen Seiten behauptet wird, meine Entfernung aus der Serie geschähe auf meinen Wunsch hin. Ich widerspreche dem entschieden." Nun könnte man sagen: Ist halt so. Im treuen Fanvolk allerdings keimt Panik auf - und ein Aufstand bayerischer Vorabendfernseher zeichnet sich ab.

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Dass Autoren bei Dauerserien Figuren und Stränge variieren, ist üblich. "Dahoam is dahoam" (DiD) scheint aber mittlerweile derart ins Leben vieler Fans gerückt zu sein, dass das nicht mehr so einfach ist. In einer Dachauer Fabrikhalle hat der BR 2007 das Dorf Lansing erschaffen und die Geschichten rund um eine Wirts- und Metzgerfamilie, Brauerei, Werkstatt und eben Apotheke. Die Serie gilt als bajuwarisches Unterhaltungsflaggschiff des Senders und Quotenbringer, wobei die Gruppe 65 Jahre plus klar die Zuschauerschaft prägt.

Nach 2430 Episoden können Fans zuweilen Realität und Fiktion nicht auseinander halten. Man liest derlei auf Facebook, wo viel Anteil genommen wird an den Schicksalen, man hört das von DiD-Fanfesten. Wenn eine Figur in Not ist, liegen beim BR auch mal Geldkuverts in der Post. Grund für die Beliebtheit ist wohl diese Dorfwelt, die zwar durchaus Intrigen liefert, wo aber irgendwie alles an seinem Platz ist, wo man sich füreinander interessiert - die Antithese zur Anonymität.

Wenn da Vertrautes wegbricht, geht der Blutdruck hoch. Stichwort Apotheker. Dessen Charakter ist als Spießbürger angelegt, dennoch gilt er als Institution im Dorf. Der Apotheker ist auch Exot als fast einziger Franke unter Altbayern, der "Abbodeecha" - obwohl Kummeth in Garmisch aufgewachsen ist, gelingt ihm das. Es hagelt nun unzählige Kommentare auf Facebook, oft von älteren Damen in Rage. Eine Auswahl: "Vielleicht sollten mal die Autoren pausieren. Ich werde jedenfalls auch in Pause gehen." - "Dahoam is Dahoam ohne unseren geliebten Apotheker, geht gar nicht!" - "Wenn das wirklich geschieht, bin ich Fan dieser Serie gewesen."

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Mancher hadert anlässlich der Änderung gar mit dem ganzen Sender. Eine Petition in einem Portal, auf dem man gegen den Abschuss von Mufflons in Bielefeld oder für faire Bierpreise beim Oktoberfest unterschreiben kann, lief an; gut 500 Fans haben in den ersten zwei Tagen bekundet, "dass wir als Fans das nicht so hinnehmen werden". Im Netz tummeln sich Ideen, wen man alternativ streichen könnte, die strenge Dorfpolizistin (übrigens Nichte des Apothekers) soll dran glauben.

Er wird ja wiederkommen, beschwichtigt der BR. Dem könne man kaum Glauben schenken, meint ein Fan, zu präsent sei die Causa Trixi. "Ausgerechnet Trixi", rumorte es 2017 auf Facebook, als die Rolle der Dorfkosmetikerin wegfiel. Schauspielerin Doreen Dietel fand aber zügig eine Anschlussverwendung und ging ins RTL-Dschungelcamp, wo sie sich in eine mit grünen Ameisen gefüllte Clownshose stecken und mit Torten bewerfen ließ.

Die Kandidaten fürs Dschungelcamp Anfang 2020 stehen fest, Kummeth ist nicht dabei - daran kann der Drehbuchschwenk nicht liegen. Nein, sagen die Macher, er soll in der Serie lange verreisen, danach könne man "Unerwartetes" erzählen. In Fan-Kreisen kursiert die These, dass man Bambergers Partnerin, Bürgermeisterin Vroni ( mit der 2015 Ministerpräsident Markus Söder einen viel kritisierten Gastauftritt hatte), wieder mit ihrem Ex-Mann verkuppeln will. Das ist der dicke Metzger Max, der eine Wurstfabrik in den USA gegründet hat, sich nun aber wieder der Heimat zuwendet. Weil's dahoam eben am schönsten ist.

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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