Nachtschicht im bayerischen Finanzministerium: Nachdem in Baden-Baden die Steuerschätzer für Bund, Länder und Kommunen Mehreinnahmen bis Ende 2012 von 61 Milliarden Euro prognostizieren, rechnen die Mitarbeiter von Minister Georg Fahrenschon (CSU) durch, wie viel Geld davon auf den Freistaat entfällt. Jeder Euro zählt.
Am Wochenende trifft sich das Kabinett zur Haushaltsklausur am Tegernsee. Regierungschef Horst Seehofer will wieder versuchen, den Etat des Freistaat für die kommenden zwei Jahre ohne neue Schulden auszugleichen, aber noch fehlen mindestens 2,6 Milliarden Euro allein für 2011 in der Kasse.
Jetzt beginnt das Ringen um jeden Euro. Die dank der anziehenden Konjunktur überraschend hohen Steuermehreinnahmen lösen die Probleme nicht, aber sie lindern den Spardruck. Die Haushälter erwarten mindestens im laufenden Jahr 500 Millionen Euro mehr als ursprünglich kalkuliert. ,,Wir sind längst nicht, was die Finanzen betrifft, auf sicherem Gelände'', warnte Seehofer am Donnerstag all jene, die schon hoffen, es müsse womöglich gar nicht mehr gespart werden.
Auch Finanzminister Fahrenschon erklärte: ,,Für den Doppelhaushalt 2011/2012 geben die aktuellen Zahlen zwar Rückenwind. Aber es bleibt dabei: Ohne erhebliche Einsparungen wird das Ziel des Haushalts ohne Neuverschuldung nicht erreicht werden können.'' Er und seine Kabinettskollegen der schwarz-gelben Regierung hätten einen ,,steinigen Pfad'' zu gehen.
Erwartungsgemäß ist die Bereitschaft der Minister, Geld zu sparen, nicht sonderlich ausgeprägt. Wäre es nach Fahrenschons Kabinettskollegen gegangen, hätten sie sogar den Haushalt von 2010 - mit etwa 42 Milliarden Euro bereits ein Rekordhaushalt - abermals deutlich aufgestockt. Aber das hat Seehofer untersagt. Der Freistaat kann sich das nicht mehr leisten. Nahezu alle Reserven sind aufgebraucht und Fahrenschon hatte beim vorigen Haushalt schon alle Mühe und manchen Trick nutzen müssen, um ihn ohne neue Kredite ausgleichen zu können.
Wer jetzt noch mehr Geld ausgeben will, muss es anderen wegnehmen. In einem Überblick über die einzelnen Ressorts zeigt die SZ, welcher Minister bisher über welches Budget verfügt und wofür er das Geld maßgeblich ausgibt. In Bildern. Mike Szymanski