Kolumne Dobryy Den:"In Kiew ging ich ins Fitnessstudio, fuhr mit Freunden viel Rad und tanzte"

Kolumne Dobryy Den: Anna Huryn aus Kiew schreibt die wöchentliche Kolumne "Dobryy Den, Dachau" für die SZ Dachau.

Anna Huryn aus Kiew schreibt die wöchentliche Kolumne "Dobryy Den, Dachau" für die SZ Dachau.

(Foto: Illustration: Bernd Schifferdecker)

Anna Huryn ist aus der Ukraine nach Dachau geflohen. Die 21-Jährige berichtet wöchentlich über ihr Ankommen im Landkreis. In der elften Folge schreibt sie, warum die Sportvereine sie beeindrucken.

Von Anna Huryn

Seit drei Monaten lebe ich nun in Dachau und ich bin in dieser Zeit zu der Überzeugung gekommen, dass dies ein Land ist, in dem die Menschen Sport lieben; ein Land, in dem Gewinner geboren werden.

Ich bin auch eine von den Sportverrückten, die möglichst viele körperliche Aktivitäten machen wollen. In Kiew ging ich ins Fitnessstudio, fuhr mit Freunden viel Rad und tanzte. Zunächst war ich auch hier angenehm überrascht, wie viele Leute mit dem Fahrrad fahren und, dass das hier so sicher ist. Ich radle jetzt auch oft durch Dachau und genieße die Natur. Mit einem Freund zusammen will ich unbedingt mal eine große Tour durch Dachau und seine Nachbardörfer machen.

Yoga für Geflüchtete über Telegram

Inzwischen gibt es auch eine ganze Menge Veranstaltungen in und um München, die eigens für Menschen aus der Ukraine veranstaltet werden. Ich habe einige über Telegram-Gruppen entdeckt, in denen nur Russisch und Ukrainisch geschrieben wird. Zum Beispiel ist da diese ukrainische Frau, die ein richtig anstrengendes Outdoor-Workout im Englischen Garten für Geflüchtete anbietet. Eine andere Frau bietet Yogastunden an ruhigen Orten in der Natur an. Und eine ukrainische Freundin von mir geht jetzt immer in München kostenlos schwimmen.

Ich sehe hier auch ständig Leute mit Nordic-Walking-Stöcken in Dachauer Wäldern herumlaufen. Trotz ihres Alters wollen offenbar alle Leute aktiv und fit bleiben - auf eine Art, wie es für sie komfortabel ist.

Neulich habe ich mal auch ausprobiert wandern zu gehen, um die tolle Aussicht auf den Tegernsee zu genießen. Da gibt es bestimmt 20 Wanderwege in der Gegend, egal ob man zu Fuß, per Fahrrad oder auf andere Arten unterwegs ist. Die ersten 30 Minuten der Wanderung waren ziemlich anstrengend für mich, ich hätte nicht gedacht, dass ich so aus der Puste komme. Aber dann habe ich mich an die Belastung gewöhnt und es hat sich gut angefühlt. Der Blick vom Gipfel aus, der sich meinen Augen darbot, war es wert. Am nächsten Morgen gab mir meine Gastgeberfamilie ein Öl, das gegen Muskelkater helfen sollte.

Außerdem habe ich kürzlich ein Volleyballspiel in Vierkirchen besucht: Saisonfinale Bayernliga in der Josef-Wallner-Halle, Kampf um den zweiten Tabellenplatz. Da hatte mich auch ein Freund mit hingenommen, den ich mal beim AEZ als einen der Helfer kennengelernt habe. Für mich war es total interessant die ganze Organisation des Vereins und die Fans zu beobachten. Die haben ihre Spieler tatkräftig unterstützt - und am Ende gewannen sie das Spiel.

Schlussendlich bin ich mir ziemlich sicher, dass es wohl in jedem kleinen Dorf in Deutschland so engagierte Sportler und Sportvereine gibt. Die sind alle richtig gut organisiert hier, weil es so viele Sportbegeisterte gibt, die sich auf so viele unterschiedliche Arten gern bewegen.

Zur SZ-Startseite

Dobryy Den, Dachau
:"Ich finde es ziemlich beeindruckend, wie gewissenhaft die Deutschen Müll sortieren"

Anna Huryn ist aus der Ukraine nach Dachau geflohen. Die 21-Jährige berichtet wöchentlich über ihr Ankommen im Landkreis. In der zehnten Folge berichtet sie von der Wissenschaft der Mülltrennung.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: