Dachau:Bauern-Bling-Bling

Uhrketten, dicke Ringe, üppiger Miederschmuck: Eine Ausstellung im Augustiner Chorherren Museum zeigt, dass Trachtenschmuck auch ein Statussymbol für die Landbevölkerung war.

Von Robert Stocker

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(Foto: Toni Heigl)

Der Mensch zeigt gerne, was er hat - besonders, wenn er damit Eindruck schinden will. Wer in der sozialen Hierarchie weiter oben rangiert, ist in der Regel auch vermögend. Teures Geschmeide steht für Wohlstand. Das galt auch für betuchte Landwirte von anno dazumal, die ihre Tracht mit opulentem Schmuck behängten. Je dicker die Ringe, Ketten und Münzen am Wams, desto wohlhabender der Träger. Hier ein Paar reich verzierte Florschnallen. Welche Formen und Ausmaße dieses Sinnbild für bäuerlichen Wohlstand annehmen kann, zeigt die Ausstellung "Statussymbol Trachtenschmuck" im Augustiner Chorherren Museum in Markt Indersdorf.

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(Foto: Toni Heigl)

Robert Gasteiger, Dachauer Brauchtumsreferent, und Museumskurator Hans Kornprobst haben die Schau mit etwa 300 Exponaten zusammengestellt. Die Zahl der Taler, Anhänger und Stecker am Mieder signalisierte den Wohlstand der Trägerin. Das gilt auch für die Frauenringe. Die großen Glassteine sind meist in Silber gefasst. Einige Ringe weisen zwei Grandeln auf, die ein Liebespaar oder ein Herz darstellen.

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(Foto: Toni Heigl)

Die Stücke sind im persönlichen Besitz von Gasteiger und Kornprobst, einige gehören auch dem Indersdorfer Sammler Michael Seitz. Zum Teil waren sie über Generationen hinweg in Familienbesitz. Der Trachtenschmuck stammt aus dem Landkreis Dachau, aus München und dem bayerischen Oberland, auch aus Österreich und der Schweiz.

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(Foto: Toni Heigl)

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts waren Bauern meist Leibeigene, die für ihre Lehensherren schuften mussten. Als sie frei und selbständig wurden, floss der Erlös ihrer Arbeit in die eigene Tasche. Allmählich wurden die Landwirte wohlhabender. Das zeigt sich auch an der Gestaltung des Trachtenschmucks.

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(Foto: Toni Heigl)

Je gespickter der Bauer war, desto reichhaltiger war das Miedergeschnür der Bäuerin. An den dicken Ketten baumelten allerlei Schmuckstücke als Anhänger, große, gefasste Silbermünzen oder auch Fruchtbarkeitssymbole wie Trauben und Eicheln aus Silber. Auch die Miederstecker, welche die schweren Ketten am Gewand befestigten, wurden oft üppig verziert und ausgestattet. Die Blütezeit für diesen Miederschmuck war um 1870 herum.

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(Foto: Toni Heigl)

Schwere Uhrketten demonstrierten den Reichtum der Bauern. Für die Männer waren die Uhrketten ein Statussymbol. Sie wurden mit Amuletten verbunden, die aus Steinen, in Metall gefassten Tierknochen oder Krallen bestehen. "Hier haben wir das gleiche Phänomen wie beim Frauenschmuck", sagt Gasteiger. "Am Anfang waren sie relativ klein, mit zunehmendem Reichtum wurden sie opulenter und größer." Besonders lange und schwere Ketten hätten nur stattliche Männer tragen können. Auch für die Uhrketten gab es Anhänger: kleine Skulpturen aus Silber oder anderem Metall, die sinnigerweise Kühe und Pferde darstellen. Eine lange Uhrkette an der Jacke zeigte seinen Wohlstand an. "Davon kommt die Redewendung der lässt sich's aber raushängen", so Gasteiger. "Das heißt nichts anderes als der hat Pulver."

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(Foto: Toni Heigl)

Um das Jahr 1820 herum waren es noch kleine Schließen, die keine Schmucksteine hatten; um 1870 herum wurden riesige und reich verzierte Schnallen getragen. In der Ausstellung sind wunderbare Stücke zu sehen, die einst der Schneiderfamilie Rauffer aus Dachau oder der angesehenen Familie Holdenried aus Indersdorf gehörten. Die Schnallen bestehen aus filigranem Silber und sind meist mit farbigen Steinen aus Glas verziert, manchmal auch mit Halbedelsteinen. Die Ausstellung "Statussymbol Trachtenschmuck" ist vom 23. April bis zum 29. September im Augustiner Chorherren Museum zu sehen. Öffnungszeiten am Samstag von 13 bis 16 Uhr, am Sonntag von 13 bis 17 Uhr.

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