Schon viele Male ist Bayern doch nicht untergegangen. Nicht, als der Kini im Starnberger See versunken ist, nicht, als die Grünen in den Landtag eingezogen sind und auch nicht, als an den Stammtischen nicht mehr geraucht werden durfte. Selbst wenn eines Tages eine Frau Ministerpräsidentin wird (ja, es ist ein bewusster Verzicht auf den Konjunktiv, irgendwann wird dieser Fall eintreten), wird sich kein Schlund unter dem Freistaat auftun.
Dennoch gibt es gelegentlich Anzeichen, dass es dahin geht mit der Paradiesigkeit dieses von Horst Seehofer einst zur Vorstufe des Elysiums ernannten Landes, zumindest zeigt sich das offenbar in sich ändernden Essgewohnheiten. Ein gelegentlicher Fleischverzicht, ja wie soll denn da der anständige Bayer sein Tagwerk vollbringen? Schorle statt Bier, ja was soll denn nur werden aus der Tradition?
Und nun das: Auf einem Volksfest, einer urbayerischen Veranstaltung, in Cham, einem urbayerischen Ort, wurden heuer mehr Currywürste als Grillhendl verzehrt.
Wären es Münchner Weißwürste gewesen oder fränkische Bratwürste gar, bedürfte das keinerlei Aufregung, über diese wacht schließlich der Ministerpräsident selbst ausweislich seines in den sozialen Medien nahezu lückenlos dokumentierten Speiseplans. Er verzehrt sie in größeren Mengen und serviert sie auswärtigen Gästen ebenso konsequent, wie er sie gegen die allgegenwärtige Veganismus-Tyrannei der Grünen verteidigt.
Aber die Currywurst. Die ist in Berlin erfunden worden (oder in Hamburg oder im Ruhrgebiet, aber ganz sicher nicht in Bayern) und Berlin ist schließlich diese Stadt, in der das bayerische Geld aus dem Finanzausgleich nur so verprasst wird, eine "Chaos-Stadt" (Zitat Söder), wo sie keine Wahlen hinkriegen und Randalierer durch die Straßen ziehen. Und gekifft wird da bestimmt auch an jeder Ecke.
Ein Programm muss her, eine Esst-bayerische-Speisen-Agenda, eine Bavarian-Beef-Offensive. Der Ministerpräsident könnte seinen zahlreich verschickten Glückwunschkarten zum Erreichen des Wahlalters Gutscheine beilegen für bayerische Hendl und fränkische Bratwürste, damit die Jugend nicht aus schlichten Kostengründen zur Currywurst greift.
Und in der Verfassungsviertelstunde, die demnächst an Bayerns Schulen eingeführt werden soll, muss selbstverständlich die Bedeutung traditioneller Speisen für die bayerische Leitkultur thematisiert werden. Schließlich haben Fleisch und Wurst in Bayern quasi Verfassungsrang, hat der Ministerpräsident selbst geäußert. Der Verzehr von regionalen Wurstwaren als Freistaatsräson, drunter wird es nicht gehen.
Nicht, dass Bayern doch noch untergeht.