CSU:Zirkuszauberer in eigener Sache

Eröffnung Internationale Handwerksmesse

Schornsteinfeger bringen Glück - und ihre Hüte? Horst Seehofer bei einem Rundgang auf der Handwerksmesse in München.

(Foto: dpa)

Horst Seehofer hat mal wieder was aus dem Zylinder gezogen: kein Kaninchen, sondern sich selbst. Ein Zeichen von Stärke ist das nicht.

Kommentar von Heribert Prantl

Horst Seehofer ist ein Zauberer - und das ist noch untertrieben. Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident ist besser als jeder Zirkuszauberer. Der zieht nämlich üblicherweise nur Karnickel aus dem Hut; Seehofer zieht sich selbst aus dem Hut. Und das Erstaunliche dabei ist, dass er das, obwohl er das immer wieder tut, immer wieder als Überraschung zu inszenieren versteht. Erst hat er es geraunt und raunen lassen, dann hat er ein Dutzend Mal halb- und dreiviertel-offiziell angekündigt, was er nun soeben ganz offiziell verkündet hat: dass er im kommenden Jahr, da ist er dann 69 Jahre alt, noch einmal als Ministerpräsident und auch als CSU-Chef weitermachen will.

Die Wähler sind, obwohl schon fast jedem klar war, dass es so kommt, noch immer interessiert an diesem weiß-blauen Schauspiel, manchmal gar fasziniert. Das liegt nun weniger an Seehofer, der in seinem persönlichen Fall an eine Obergrenze nicht denkt. Das liegt vor allem an seinen potenziellen und begierigen Nachfolgern, an ihrer Spitze Markus Söder, der zu seinem offiziellen Titel als Finanzminister gern den inoffiziellen des Ministerpräsidenten in spe führt.

Die Spannung der Seehofer-Show bestand und besteht vor allem in der Spekulation darüber, ob und wann sich ein Söder aus der Deckung traut, oder ob er sich von Seehofer weiterhin subtil abmeiern lässt - subtiler, als dies einst Edmund Stoiber mit Peter Gauweiler gemacht hat.

Ein Zirkuszauberer zieht Karnickel aus dem Hut; Seehofer sich selbst

Derzeit hat Seehofer noch so viel Macht, wie sie Stoiber in seinen guten Zeiten gehabt hat; wenn überhaupt einer, dann - so ist es jedenfalls die herrschende Meinung in der Partei - kann nur Seehofer der CSU bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit sichern und ein Desaster wie im Jahr 2008 vermeiden. Das wissen die potenziellen Seehofer-Nachfolger; und deshalb applaudieren alle pflichtschuldigst der Seehofer'schen Selbstkrönung.

Das gilt freilich nur bis zur Bundestagswahl im September; sollte die für die CSU schlecht ausfallen, dann wird in der Partei gewaltige Nervosität und galoppierende Unsicherheit ausbrechen, dann wird die Frage, ob Seehofer wirklich der Richtige ist für die bayerische Landtagswahl von 2018 erneut gestellt - und dann anders beantwortet werden als heute. Ein wirklich starker Seehofer hätte seine Nachfolge anders eingefädelt; ein wirklich kluger Seehofer müsste nicht auf sich selbst zurückgreifen; und wäre Seehofer so souverän, wie er sich gibt, dann hätte er nicht eine Art Sängerkrieg um seine Nachfolge ausgerufen - in den er nun auch noch den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann als Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl schickt.

Seehofer hat die Macht in der CSU nur auf Bewährung; sie endet am Abend des 24. September. Nur so lange ist er als CSU-Chef und Ministerpräsident unumstritten. Beinahe hätte er mit seiner obsessiv-aggressiven Kritik an Angela Merkel in der Flüchtlingspolitik den Ast abgesägt, auf dem er selbst mit der CSU sitzt. Gerade noch rechtzeitig hat er sich besonnen, dass die Union nur als Union Erfolg haben kann.

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