CSU:Wir sind wieder wer

Von wegen CSU in der Krise: Nur sechs Wochen nach der Wahl plustert sich die Partei gnadenlos auf.

Annette Ramelsberger

Man hat das Gefühl, als könnte man dabei zusehen, wie der vom Landtags-Wahlergebnis erschlafften CSU minütlich die Muskeln schwellen. Als hätte sie einen Zaubertrank gekostet, der ihr nun neue Kraft gibt. Gerade noch hatte sich die wahlkämpfende CSU an die Rockschöße von Mama Merkel geklammert und um ein bisschen Zuneigung zu Wahlkampfzwecken gebuhlt - und geweint, als Merkel so gar nicht auf die kleine CSU einging.

CSU Logo, dpa

Die CSU hat ihren Zaubertrank wiedergefunden: den Erfolg.

(Foto: Foto: dpa)

Jetzt, nur sechs Wochen später, pumpt sich die CSU gnadenlos auf. Da schimpft CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer, bayerisches Geld dürfe nicht dafür verwendet werden, Schulden von "Hungerleider-Bundesländern" wie dem Saarland, Bremen und Schleswig-Holstein abzutragen.

Es ist eine ganze Zeit her, dass man solche Töne aus Bayern vernahm. Irritierend ist das, wo Bayern doch gerade selbst Milliarden Euro einfordert, um die schwankende Bayerische Landesbank zu sanieren.

Auch bei den Hilfen für Bauern fühlt sich Bayern nun nur noch sich selbst verpflichtet - und nicht mehr der Solidarität zwischen den Ländern. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner zeigte sich am Freitag nur "traurig" darüber, dass die anderen Länder die Milchmenge nicht begrenzen wollen und im Bundesrat gegen Bayern gestimmt hatten.

Am Montag hatte sich Aigners Traurigkeit dann in Seehofers Wut verwandelt. Nun sinnt die CSU gar auf Vergeltung. Sie droht den anderen Ländern: Wenn ihr uns da droben im Norden nicht bei der Milch helft, dann stimmen wir gegen die Subventionen für eure Großbetriebe. Die kleinen Bauern in Bayern wären davon nicht betroffen. Seit Jahren war die CSU nicht mehr so widerborstig.

Der Zaubertrank, der ihr die Kraft dazu gibt, heißt Erfolg. Den hat sie bei der Erbschaftssteuer erlebt - seit langem der erste auf Bundesebene. Sie hat für ihr Klientel Verbesserungen erkämpft, die noch Tage vorher als irreal galten. Die CSU hat ihren Dickkopf durchgesetzt. Ministerpräsident Horst Seehofer und seine Leute lernen aus diesem Erfolg.

Der bayerische Dickkopf wird Angela Merkel und den Kollegen aus den Bundesländern noch viele schlaflose Verhandlungsnächte bescheren - zumindest bis zur Bundestagswahl.

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