CSU:Wie Innenminister Herrmann Markus Söder blöd dastehen lässt

München: Residenz NEUBÜRGEREMPFANG - Mit Joachim Herrmann + Markus Söder

Die Minister Joachim Herrmann und Markus Söder.

(Foto: Johannes Simon)

Nicht wenige glauben, Joachim Herrmann agiere auf politischem Parkett eher unbedarft. Das täuscht.

Kolumne von Olaf Przybilla

Über Joachim Herrmann ist mitunter die Ansicht zu hören, er sei ein Stoiker aus Überzeugung, der die Machtspielchen des Machiavellisten Söder angewidert verfolge und auf vergleichbare Winkelzüge schon aus Prinzip verzichte. Grundsätzlich stimmt das. Allerdings nur grundsätzlich. So unbedarft, wie viele glauben, agiert der Chef der Mittelfranken-CSU nicht. Schon gar nicht in Franken, wo er sich ständig mit dem Chef der Nürnberg-CSU konfrontiert sieht. Mit Markus Söder also.

Drei aktuelle Beispiele aus Franken mögen das illustrieren. Da war die private Feier zum 60. Geburtstag Herrmanns in Erlangen. Eingeladen war Horst Seehofer, der die Gelegenheit nutzte, laut über große Aufgaben nachzudenken, die Herrmann bevorstünden. Ohrenzeugen waren sich hernach uneins, zu was Herrmann da ausgerufen wurde. Aber dass ihn Seehofer auf einen Schild gehoben hatte, darüber waren sich alle einig.

Nicht anwesend auf dieser Feier, und zwar unfreiwillig, war Söder. So verständlich das sein mag für viele, etwas peinlich-kurios wirkte es schon: Ausgerechnet der Kollege aus Nürnberg war nicht eingeladen, der ebenfalls CSU-Bezirkschef ist und aus derselben Region stammt? Inzwischen kursiert dafür eine Erklärung: Die Einladung an Söder wurde an eine falsche Adresse verschickt. Aber klar, so was passiert schon mal.

Oder kürzlich bei einem Richtfest in Nürnberg. Drei Minister, darunter Söder und Herrmann, sprechen über einen Millionen-Neubau für den Justizpalast. Die Presseerklärung danach versendet Herrmann, der Bauminister. Großflächig wird Justizminister Bausback zitiert. Und er selbst, Herrmann. Kollege Söder hat dort, so könnte man der Erklärung entnehmen, offenbar kein Wort gesagt. Er wird immerhin namentlich erwähnt.

Und nun das noch: Söder will auf AEG in Nürnberg die Technische Fakultät der Uni Erlangen ansiedeln. Das alles schien längst beschlossene Sache zu sein. Aber jetzt kommt plötzlich heftiger Gegenwind aus Herrmanns Mittelfranken-CSU und wirft ein fahles Licht auf die Söder-Pläne. Und was macht Herrmann, der Schelm? Er sagt, die Pläne blieben genauso wie beschlossen. Sein Kollege steht blöd da, er selbst zeigt Standfestigkeit - Herrmann weiß schon, wie's geht.

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