CSU: Vorstoß für Übervater:Franz Josef Strauß - reif für die Walhalla

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Die CSU hat eine Idee, wie sie die Ehre ihres bei Madame Tussauds angegriffenen Übervaters rettet: Franz Josef Strauß soll in die Walhalla. Dort stünde die Büste des Politikers neben Königen und Kanzlern.

Der CSU lässt die Schmach, dass ihr langjähriger Vorsitzender Franz Josef Strauss bei Madame Tussauds in Berlin als "Bösewicht" eingeordnet wurde, keine Ruhe. In dieser Woche soll Großes passieren: Peter Ramsauer, CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, will förmlich die Aufnahme von Strauß in die Walhalla, die Ruhmeshalle nahe Regensburg, beantragen. Er begründet seine Pläne unter anderem mit dem Einsatz des früheren Ministerpräsidenten für die Deutsche Einheit.

Höchste Weihen für deutsche Größen: Ruhmeshalle Wallhalla (Foto: Foto:)

20 Jahre nach seinem Tod gibt es für den CSU-Übervater Strauß aus Sicht seiner Getreuen nur den Platz bei den ganz Großen - und nicht neben dem DDR-Spion Günter Guillaume im Wachsfigurenkabinett von Tussauds. "Die Reihe der in der Walhalla Geehrten wäre nicht vollständig ohne ihn", erklärte Ramsauer im Münchner Merkur.

In der niederbayerischen Ruhmeshalle befände sich eine Büste von Strauß in wirklich bester Gesellschaft: von Bösewichten keine Spur. In der Walhalla gibt es nur garantierte Helden aller Art, Helden wie der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer, der ostfränkische König Heinrich I. (876 bis 936) und die Widerstandskämpferin Sophie Scholl. Demnächst sollen die von den Nazis ermordete Philosophin und Ordensschwester Edith Stein (1891-1942) sowie der Schriftsteller Heinrich Heine (1797-1856) aufgenommen werden.

Der bayerische König Ludwig I. hatte die Walhalla für "bedeutende Persönlichkeiten teutscher Zunge" zwischen 1830 und 1842 von seinem Hofbaumeister Leo von Klenze erbauen lassen. Dabei legte der König fest, dass alle Geehrten mindestens 20 Jahre tot sein müssen. Jeder Bürger und jede Institution kann eine Persönlichkeit zur Aufnahme vorschlagen. Die Entscheidung trifft die bayerische Staatsregierung nach einem langwierigen Verfahren.

Franz Josef Strauß wurde ja bereits vor 20 Jahren wie ein König beerdigt. Nun wäre die Aufnahme in Walhalla konsequent - und die Schmach von Berlin, mit der Bösewicht-Nummer bei Madame Tussauds, ein wenig kompemsiert. Der bayerische Europaminister Markus Söder hatte bereits den deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier aufgefordert, angesichts dieser Affäre bei der britischen Regierung zu intervenieren. CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer wiederum sprach von einem Skandal und verlangte eine umgehende Änderung.

Vielleicht trösten sich die unglücklichen CSU-Spitzenleute in der Strauß-Geschichte mit einem Bonmot von Adenauer, neben dessen Büste ja wohl bald auch der Straußsche Charakterkopf zu sehen ist: "Die Weltgeschichte ist auch die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre."

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