CSU:Eine nicht ganz zurechnungsfähige Partei

PK Seehofer zu EU-Gipfel

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU)

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Die in der Flüchtlingspolitik wendehälsischen Österreicher gelten in der Münchner Staatskanzlei als vorbildlich. Das Anlehnen der bayerischen Regierungspartei an Wien kann allerdings leicht schiefgehen - wie schon die Geschichte zeigt.

Kommentar von Kurt Kister

Das letzte Mal, dass Bayern gemeinsam mit Österreich gegen Berlin vorging, war 1866. Der bayerische Landesherr, zumindest nominell, war König Ludwig II., der im englischen Sprachraum auch Mad Ludwig genannt wird, der verrückte Ludwig. Das ist ungerecht, und bestimmt käme niemand auf die Idee, Ludwigs sehr späten, demokratisch gewählten Irgendwie-Nachfolger Horst Seehofer als Mad Horst zu bezeichnen.

Noch vor ein paar Wochen haben Seehofers Mannen so heftig gegen Österreich gewettert, dass man eine Neuauflage von 1809 (Napoleons Bayern gegen die Tiroler) befürchten musste. Heute aber gelten die in der Flüchtlingspolitik wendehälsischen Österreicher in der Münchner Staatskanzlei als vorbildlich.

Innenminister Joachim Herrmann hat nun angekündigt, er lasse prüfen, wie Bayerns Grenzen à la Austria von Bundes- und Landespolizei zu schützen (sprich: abzuriegeln) wären, wenn zum Beispiel der Bund Tageskontingente einführen sollte.

Das wird der Bund so nicht tun. Zwar wissen das Seehofer und Herrmann, aber sie wollen immer wieder zeigen, wie sehr sie gegen die Bundesregierung sind, auch wenn die CSU ihr angehört. Ein solches bipolares Verhalten deutet vielleicht auf eine mad party hin, eine im Moment nicht ganz zurechnungsfähige Partei (mad kann auch wütend heißen). Aus dem Bündnis mit Österreich übrigens wurde schon 1866 für Bayern ein Desaster.

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